Perfekter Vatertag

von Redaktion

Felix Neureuther profitiert vom Pech des Briten Ryding und gewinnt den ersten Slalom der Saison

von thomas Häberlein

Levi – Felix Neureuther war erkennbar überwältigt, aus seinen Augen blitzte Glückseligkeit – und seine Stimme bebte ein wenig. „Es ist unglaublich, wirklich, ich hätte nie gedacht, dass ich hier gewinne. Ich bin 33 Jahre, das ist mein erstes Rennen als Vater, hier zu gewinnen, ist unwirklich“, sagte er nach seinem fulminanten Sieg beim ersten Weltcup-Rennen des Olympiawinters. Der Erfolg beim Slalom am Sonntag im finnischen Levi war sein 13. im Weltcup, der erste seit Februar 2016. Und er gelang ihm ausgerechnet am finnischen Vatertag.

Am 14. Oktober hat Neureuthers Freundin Miriam Gössner die gemeinsame Tochter Matilda zur Welt gebracht, doch die Aufgaben der Vaterschaft wirken allem Anschein nach beflügelnd auf ihn. Kein Wunder, dass Neureuther auch das junge Rentier, das die Sieger im Weltcup-Örtchen 170 Kilometer nördlich des Polarkreises erhalten, in sein Glück mit einbezog. „Mati“, sagte er, werde er es nennen. „Mati“ ist der Spitzname seiner Tochter. Das Rentier „Mati“ ist übrigens ein Männchen.

Neureuther profitierte bei seinem elften Sieg in einem Weltcup-Slalom auch vom Pech eines anderen: Dave Ryding, Führender nach dem ersten Lauf, war auf dem besten Wege, erster britischer Weltcup-Sieger zu werden, schied aber mit überragender Zwischenbestzeit aus. Allerdings war auch Neureuther eine Klasse für sich: In Levi sind die Abstände normalerweise sehr gering, Henrik Kristoffersen (Norwegen/+0,37 Sekunden) und Matthias Hargin (Schweden/+0,45) aber lagen deutlich zurück.

„Es ist gewaltig gelaufen. Aber ich muss schon sagen, dass ich heute Glück hatte, dass Dave ausgeschieden ist – er war extrem schnell unterwegs. Aber das braucht man auch“, sagte Neureuther, ehe er betonte, wie viel ihm dieser Sieg bedeute: „Wenn man mit daheim telefoniert, die Freundin sieht, die kleine Matilda – dann denkt man sich schon: Das Leben könnte nicht schöner sein. Die Familie gibt mir perfekten Rückhalt.“

Ein zufriedenes Gesicht machte abseits der Siegerehrung auch Fritz Dopfer. In seinem ersten Rennen seit einem Unterschenkelbruch, den er im vergangenen November kurz nach einem achten Rang in Levi erlitten hatte, belegte er Rang 15. Das war ziemlich solide“, sagte der WM-Zweite von 2015 und ergänzte: „Mir fehlt noch die Konstanz. Ich brauche noch ein paar Trainingskilometer, und dann wird es auch wieder besser“, sagte er.

Dopfer lag immerhin knapp vor Marcel Hirscher (Österreich), der sich nach einem Knöchelbruch am 17. August überraschend für einen Start entschieden hatte und nach Rang vier im ersten Lauf am Ende Platz 17 belegte. Und: Fast aus dem Stand heraus hat Dopfer die Norm für Olympia zur Hälfte erfüllt.

Für Linus Straßer, der dem DSV im Vorjahr beim Parallel-Slalom von Stockholm den einzigen Weltcup-Sieg beschert hatte, endete das Rennen im zweiten Lauf nach einem Fehler bei einer Kuppe und dem Aus. Der Münchner boxte sich enttäuscht mit beiden Handschuhen gegen den Kopf. Auch andere Deutsche haderten: Der 24-jährige David Ketterer etwa zeigte in seinem dritten Weltcup einen famosen ersten Lauf und raste mit fünftbester Zwischenzeit dem Ziel entgegen, ehe er ausschied. Riesenslalom-Spezialist Stefan Luitz patzte bei einer Vertikalen und fiel aus.

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