Pflichtstück mit Schmerzen

von Redaktion

Bayerns Basketballer ringen Tabellenschlusslicht Tübingen erst im Schlussspurt mit 84:72 nieder

VON Patrick Reichelt

München – Maik Zirbes war der erste, der genug gesehen hatte. Nach drei Minuten schlich der Center-Riese genervt vom Feld. Bis zur Pause griff er nicht mehr ein in ein Spiel, in dem der FC Bayern so gar nicht in Tritt kommen wollte. Am Ende waren die Münchner vermutlich alle ganz froh, dass sie die Sache irgendwie unbeschadet überstanden. 84:72 (51:45) setzten sie sich letztlich gegen das Bundesliga-Schlusslicht Tigers Tübingen durch.

Trainer Sasa Djiordjevic war vor allem erleichtert, dass die Partie ein gutes Ende genommen hatte. „Am Ende des Spiels hatte unsere Defensive die Intensität aufs Feld gebracht, die wir eigentlich über vierzig Minuten haben müssten“, sagte der Serbe. Und lobte aber gleichzeitig den Gegner: „Tübingen hat heute mit seinem Passspiel einen großartigen Job gemacht.“

Und es deutete sich schnell an: dieses Spiel würde ein anderes werden als die vielen Schützenfeste, die der Audi Dome in der noch jungen Saison schon erlebt hat. Und das hatte nicht unbedingt damit zu tun, dass die Bayern erneut auf Stefan Jovic verzichten müssen. Den Regisseur zwickt es an der Hand, voraussichtlich wird er am kommenden Sonntag im Schlager gegen Bamberg wieder ins Team zurückkehren.

Nein, die Bayern wirkten seltsam matt. Vor allem in der Defensive fehlte die Energie mit der man zuletzt noch im Eurocup Reggio Emilia bei 58 Punkten gehalten hatte. Man überließ dem ebenfalls auf zehn Spieler dezimierten Tabellenletzten Raum. Und Tübingen versuchte sein Glück und nahm den Korb wie so viele Bayern-Gegner zuletzt von der Dreierlinie unter Feuer. Das Dumme war: meist saßen die Würfe auch. Sechs Distanzwürfe rauschten schon im ersten Viertel durch die Reuse, bis zur Halbzeit immerhin schon deren acht. Was schon viel der Erklärung war, wie es Tübingen da schon auf 45 Punkte bringen konnte. Gegen ein Team, das in den ersten Saisonspielen im Schnitt nicht mehr als gut 68 Punkte zugelassen hatte.

Dass die Bayern überhaupt im Rennen blieben hatte schon so einiges mit Jared Cunningham zu tun. Der US-Amerikaner war eine Halbzeit lang so ziemlich die einzige Konstante, auf die sich Djordjevic einigermaßen verlassen konnte. So wie in jener knappen Minute vor der Pause als er in drei Aktionen am Stück gleich einmal acht seiner 31 Punkte einsammelte. Der Ex-NBA-Profi, der alleine fünf seiner sechs Dreier versenkte, gibt für die Münchner nun also auch eine taugliche Lebensversicherung.

Aber die Sache wurde auch nach dem Wechsel nicht unbedingt besser. Tübingen, das in Barry Stewart (15 Punkte) seinen besten Werfer hatte, warf (und traf) aus der Distanz. Die Bayern würgten sich von Punkt zu Punkt. Die beste Nachricht für die 5743 Zuschauer, die es trotz nasskaltem Novemberwetter mit Basketball versuchten: Auf die Zielgerade gingen beide Teams wenigstens gleichauf (64:64).

Bis dann passierte, was unter den gegebenen Umständen wohl zu erwarten war: Auf der Zielgeraden ging dem Tübinger Rumpfkader, der obendrein auch zunehmend in Foulbedrängnis geriet, die Luft aus. Und das war eine Phase, die die Bayern dann doch nutzten. Die Gastgeber erhöhten den Druck und holten sich die Punkte, die sie brauchten um die Partie zumindest halbwegs ungefährdet für sich zu entscheiden. Neben Cunningham trafen letztlich auch Reggie Redding (14 Punkte), Devin Booker (12) und Milan Macvan (13) zweistellig.

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