Nun hat also auch Gerhard Mey seinen ersten persönlichen Kontakt mit Hasan Ismaik hinter sich. Und es ist ihm kaum anders ergangen als so vielen Menschen im 1860-Kosmos vor ihm. Ein kurzes Treffen zwischen dem jordanischen Investor und dem bayerischen Unternehmer hat ausgereicht – schon scheint das Tischtuch zerschnitten zu sein. Zumindest klingt Mey, 61, schwer ernüchtert nach dem interkulturellen Austausch mit Ismaik, 40, in dessen spanischem Kurort. „Man redet 90 Prozent über Kunst, Politik, über Misosuppe und andere schöne Dinge – und zehn Prozent über das eigentliche Geschäft“, sagte er im SZ-Interview: „Er hat auch erzählt, dass seine Großmutter Deutsche ist.“
Meys Botschaft ist, dass er bereit wäre, sämtliche Hindernisse zu überwinden, die mit seinem Einstieg beim TSV 1860 verbunden sind – und er trotzdem nicht recht vorankommt. Vorsichtig ausgedrückt. Glaubhaft versichert der Webasto-Milliardär, dass ihm Ismaik das Signal gegeben habe, verkaufen zu wollen („Ohne Wenn und Aber“). Doch anstatt in Verhandlungsrunde zwei einzutreten, muss er sich jetzt als Märchenonkel verunglimpfen lassen.
Ismaiks Verhalten mit seiner arabischen Herkunft zu erklären, ist ein freundlicher Ansatz von Mey. Näher an der Wahrheit liegt vermutlich diese These: Konsequenz ist beim rätselhaften Ismaik nur die Inkonsequenz. Er wirkt noch genauso unberechenbar und weltfremd wie damals, als er den Löwen das Blaue vom Himmel versprochen hat – und völlig konträr handelte. Champions-League-Träume? Die 4. Liga ist es geworden. 50+1? Hat er nie akzeptiert. Absturz ins Amateurlager? Nimmt er zur Kenntnis, ruft aber trotzdem 80 Millionen Euro auf. Wer so tickt, folgt ausschließlich seinen eigenen Gesetzen und sorgt eher für Probleme, als dass er sie löst.
Man darf gespannt sein, wann Mey sein sehr realistisches Angebot von 15 Millionen Euro zuzüglich Besserungsscheinen zurückzieht. Ismaik zieht sich jetzt erst mal in den Schmollwinkel zurück, auch das nichts Neues. Es sieht so aus, als müssten die Löwen-Fans noch länger auf Erlösung warten.