Gelacht wurde also auch beim Treffen zwischen Hasan Ismaik und Gerhard Mey. Zumindest hat der Jordanier laut Mey eine Kostprobe seines sehr speziellen Humors gegeben. Ismaik habe sich „zu einer kleinen komödiantischen Einlage hinreißen lassen, indem er den Butler (!) mit dem Präsidenten von 1860 verglichen hat. Er wollte vermutlich damit sagen: Mit so untergeordneten Persönlichkeiten gebe ich mich nicht ab. Das war einerseits peinlich für den Butler. Aber auch für den Herrn Reisinger.“ ulk
Das hervorgerufene Defizit beim Durchblick ließ der Chefetage des DFB offenbar keine Ruhe. Nachdem (einmal mehr) alle Klarheiten in der Dauer-Diskussion um den Videobeweis durch einen TV-Auftritt von Präsident Reinhard Grindel beseitigt worden waren, verbreitete der Verband ein eigenes Gespräch mit dem DFB-Boss. Ob das „Erklär-Interview“ die Debatte tatsächlich entschärft, wird sich am Wochenende zeigen – dann nimmt die Bundesliga ihren Betrieb wieder auf.
Die neueste DFB-Erläuterung im Hinblick auf den Einsatz des technischen Hilfsmittels sieht so aus: „Der Video-Assistent soll zunächst einmal bei Szenen eingreifen, die der Schiedsrichter gar nicht gesehen hat und deshalb keine Entscheidung treffen konnte“, sagte Grindel auf „dfb.de“: „Darüber hinaus aber eben auch bei Szenen, die er nach seiner Wahrnehmung klar sieht und bewertet, der Video-Assistent nach wenigen Sekunden aber anhand der TV-Bilder erkennt, dass der Schiedsrichter mit seiner Wahrnehmung und damit seiner Entscheidung klar falsch lag.“
Im „Sport1-Doppelpass“ am Sonntag hatte sich das noch etwas anders angehört. Dort hatte Grindel erklärt, dass ein Fehler des Referees nicht überstimmt werden soll, wenn er die Szene gesehen, aber „nur“ falsch bewertet hat. Einige Fehlentscheidungen wären damit bestehen geblieben. „Wenn der Schiedsrichter etwas sieht, muss er entscheiden. Er hat die Hoheit auf dem Platz. Dann muss man auch damit leben, dass es zu Fehlern kommt“, hatte der DFB-Boss gesagt.
Diese Aussage präzisierte Grindel im Nachgang, und bezog sich dabei auf die Vorgaben durch die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB). „Der Video-Assistent soll sich strikt an das Protokoll des IFAB halten, sprich nur bei ganz klaren Fehlentscheidungen einschreiten“, sagte der 56-Jährige: „Bei strittigen Szenen, bei denen er vielleicht eine andere Auffassung oder Wahrnehmung hat als der Schiedsrichter, soll er nicht eingreifen.“
Deutliche Kritik an der bisherigen Zusammenarbeit zwischen den Referees und der Videozentrale in Köln übte der frühere FIFA-Schiedsrichter Bernd Heynemann. „Der Schiedsrichter auf dem Platz ist die ärmste Sau“, sagte der 63-Jährige im NDR: „Er macht nur noch das, was ihm aus Köln gesagt wird.“ Die Unparteiischen wirken auf ihn nur noch wie „Marionetten“. Um diesen Eindruck zukünftig zu vermeiden und die Klubs mit ins Boot zu holen, wird DFB-Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich „zeitnah“ mit den Verantwortlichen der Vereine sprechen. Das Treffen soll die Brisanz aus dem Thema nehmen.