München – Ende September verstarb Zeljko Perusic – jetzt trauert der TSV 1860 um einen weiteren Meisterlöwen. Otto Luttrop, wegen seine Schussgewalt „Atom-Otto“ genannt, erlag im Alter von 78 Jahren einer langen Krankheit. „Ich wusste, dass er nicht gut beineinander war“, sagte Peter Grosser, Kapitän der Meisterlöwen von 1966: „Aber dass es jetzt so schnell ging, hat mich doch überrascht. Es gibt einem schon zu denken, dass so kurz nach dem Peru jetzt auch der Otto von uns gegangen ist. Wir werden immer weniger.“ Von 15 Meisterlöwen sind nur noch acht am Leben.
Luttrop, der Westfale, kam 1963 aus Herne zu Bundesliga-Gründungsmitglied 1860. Als „Außenläufer“ glänzte er drei Jahre lang mit Einsatzfreude und Schusskraft (bis zu 130 km/h). „Otto war ein Glücksfall für Sechzig“, erinnert sich Grosser. „Ein guter Typ, auf den man sich immer verlassen konnte. Seine extra-scharfen Freistöße und Weitschüsse waren eine Schau.“
Luttrops Sternstunde als Löwe war das Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger 1965 gegen Turin. Zwei Tore erzielte er beim legendären 3:1 im Rückspiel gegen Turin, erzwang damit ein Entscheidungsspiel, das 1860 ins Finale brachte (2:0 samt Luttrop-Elfmeter). Nach diesen Spielen bekam Luttrop seinen berühmten Beinamen verpasst: Atom-Otto. „Der wäre heute vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß, aber damals gefiel er mir“, sagte er 2014 in einem Interview. Dass er damals das prompte Angebot der Turiner ausschlug, begründete er so schnörkellos, wie er spielte: „Die wollten mich haben. Aber ich die nicht.“ Also blieb er bei 1860 – allerdings nicht mehr lange.
Nach einem Zerwürfnis mit Trainer Max Merkel wechselte Luttrop 1966 zum FC Lugano in die Schweiz, wo er am Mittwoch auch verstarb. Im Tessin war er nach Stationen in Luzern und Chiasso auch noch als Trainer und später Spielervermittler tätig.
Die Löwen werden am Sonntag in Rosenheim mit Trauerflor auflaufen. lk, ulk