Mit Zugpferd Zacher nach Bokwang

von Redaktion

Die deutsche Skicross-Elite hat im Olympiawinter nur ein Ziel: „Endlich die lange ersehnte Medaille holen“

von Ewald Scheitterer

Pitztal – Gute Erinnerungen hat Skicrosserin Heidi Zacher (29, Lenggries), wenn sie an den Kurs im südkoreanischen Bokwang denkt. Beim olympischen Test-Weltcup im vorigen Winter gewann sie das sogenannte kleine Finale, wurde am Ende Fünfte. Und sie ist auch aktuell das heißeste Eisen der deutschen Szene, deren Saison natürlich auf die Spiele in Pyeonchang – respektive Bokwang (Freestyler) – ausgerichtet ist.

„Unser Ziel ist ganz klar. Wir wollen in diesem Winter endlich die lange ersehnte olympische Medaille machen“, erklärte Nationaltrainer Peter Stemmer, als auf dem Pitztaler Gletscher das Weltcup-Cross-Team für die Saison 2017/18 offiziell vorgestellt wurde. „In erster Linie ruhen unsere Hoffnungen in Sachen Edelmetall natürlich auf Heidi Zacher, die sich derzeit auch in einer sehr, sehr guten Form befindet“, sagte er. Zacher belegte im zurückliegenden Gesamt-Weltcup Platz vier, dreimal war sie ganz nach oben aufs Stockerl gefahren. Das schwebt ihr auch bei Olympia vor: „Das ist für heuer mein erklärtes Ziel“, sagte die 29-Jährige selbstbewusst.

Natürlich weiß Zacher, dass die Hürden auch bei ihren dritten Winterspielen relativ hoch sind. Der rasante Skicross ist mit einigen Unwägbarkeiten gespickt. Bei sportlichen Großereignissen wie Olympia oder WM ist sie nicht selten unter Wert geschlagen worden. „Wenn mir meine Konkurrenten auf die Skier springen oder sich vor mir in den Schnee werfen, dann kann ich das nicht beeinflussen. Das ist einfach Pech“, berichtet sie von wenig erbaulichen Rennverläufen der Vergangenheit.

Für Bokwang bemüht sie daher das geflügelte Wort: „Aller guten Dinge sind doch drei, oder nicht?“ Ansonsten sieht es bei den deutschen Crossfrauen nicht sonderlich gut aus: Die Schwarzwälderin Daniela Maier (SC Urach) dürfte nach ihrer komplizierten Knieverletzung für den ganzen Winter ausfallen, ebenso Margarethe Aschauer (WSV Königssee) nach ihrem Kreuzbandriss. Wie gut die Niederbayerin Julia Eichinger (SV Neureichenau) nach ihrer langwierigen Verletzung wieder in Schuss ist, werden die ersten Rennen zeigen.

Auch bei den Männern fehlt Stemmer momentan mit Daniel Bohnacker (SC Gerhausen) sein bestes Pferd im Stall. Nähere medizinische Untersuchungen werden zeigen, ob und wann der Athlet nach seinem Kreuzband-Einriss wieder zur Mannschaft stoßen kann. „Wenn die Ärzte und er selbst Grünes Licht geben, kann er möglicherweise bereits nächste Woche wieder auf Schnee gehen“, hofft der Nationalcoach.

Mit dabei sind aus dem Oberland Florian Wilmsmann (TSV Hartpenning) und Franz Pietzko (SC Rottach-Egern). Während der 21 Jahre alte Wilmsmann im Vorjahr eine erstaunliche Weltcup-Saison hinlegte und jüngst vom DSV als „Rookie of the Year“ geehrt wurde, wird der 23-jährige Pietzko – ebenfalls nach längerer Verletzungspause – sein Weltcup-Debut geben. Beide haben laut Stemmer „sehr gut trainiert und befinden sich in ausgezeichneter Form“.

Alle drei Fahrer aus dem Oberland wirken hochmotiviert und sagen unisono: „Wir sind schon ganz heiß auf die ersten Rennen und hoffen, dass es bald losgeht.“ Die Olympiasaison für die Skicross-Elite beginnt in Kürze: Am Samstag, 9. Dezember, stehen im französischen Val Thorens die ersten Weltcup-Rennen auf dem Programm.

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