Frankfurt – Der Tibet-Protest bringt das „China-Projekt“ des DFB in der Regionalliga Südwest an den Rand des Scheiterns. Nach dem Eklat beim ersten Spiel der chinesischen U20-Auswahl in Mainz werden die bis zur Winterpause geplanten Partien ausgesetzt – laut DFB zum Bedauern aller Beteiligten.
„Wir erachten die Verschiebung für zwingend, denn so schaffen wir ausreichend Zeit, um die neu entstandene Situation in aller Ruhe und Offenheit zu besprechen und im Sinne des Sports eine vernünftige Lösung zu finden“, sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Dem DFB und dem chinesischen Verband CFA lägen „substanzielle Hinweise“ vor, dass es auch am Samstag beim FSV Frankfurt zu „weiteren Eskalationen“ hätte kommen können, teilte der DFB mit. Was der Verband als Eskalation bezeichnete, war genau genommen aber nur eine vollkommen friedliche Form der freien Meinungsäußerung.
In Mainz hatte am 18. November eine Gruppe von Zuschauern während der ersten Halbzeit drei tibetische Flaggen aufgehängt. Die Chinesen weigerten sich daraufhin, die Begegnung fortzusetzen. Nach einer 25-minütigen Unterbrechung rollten die Zuschauer die Flaggen ein, die Partie ging weiter. Im Anschluss schaltete sich Chinas Außenministerium ein und kritisierte den Gastgeber.
DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte noch am Dienstag betont, keine Konsequenzen ziehen zu wollen: „Die Meinungsfreiheit gilt auf dem Fußballplatz und neben den vier Eckfahnen.“ In der DFB-Mitteilung am Freitag fehlten die Hinweise darauf. Vielmehr wurde die „jahrzehntelange gute“ Verbindung der beiden Verbände gelobt.
Verschoben werden die Spiele gegen Frankfurt, Hoffenheim II und Wormatia Worms. „Beide Verbände werden im Dialog klären, wie man das Projekt in naher Zukunft fortsetzen kann“, schrieb der DFB. Die Tibet-Initiative Deutschland kündigte allerdings umgehend an, „auch 2018 das Recht auf Meinungsfreiheit verteidigen und mit der tibetischen Flagge in die Stadien“ gehen zu wollen. sid