Lebenszeichen des 1. FC Köln

Schicksal ausgetrickst

von Redaktion

Der 1. FC Köln, ohne Zweifel einer der erstaunlichsten Fußballklubs Mitteleuropas, hat schon so manche Mundartband dazu motiviert, den berüchtigten Kölner Hang zum Drama musikalisch zu würdigen. Die Kultband „De Höhner“ zum Beispiel, die auch die offizielle Vereinshymne komponiert hat („Mir stonn zo dir FC Kölle“), dichtete im emotionalen Gassenhauer „Unser Hätz schlät för dr FC Kölle“: „Et Spell läuf schläch, en dr Tabell jeit et eraf, bloß dr Jeisbock dräump noch vun dr Meisterschaff.“ Frei übersetzt ins Hochdeutsche: Man neigt zum Überschwang im Geißbockklub. Bairische Interpretation: A bisserl wos geht ollerwei.

Dass noch was geht beim in der Liga abgeschlagenen „Effzee“ war eindrucksvoll am Donnerstagabend zu sehen, im Heimspiel der Europa League gegen den FC Arsenal. In einem Wettbewerb, der den Kölnern angesichts ihrer existenziellen Sorgen in der Bundesliga „scheissejal“ sein müsste, drehten die Kölner plötzlich auf. Sie rangen den Londoner Edelkickern jeden Metern ab, sie schossen ein frühes Tor, sie hielten hinten mit Glück und Geschick die Null – und durften sich am Ende über ein neues Heldenstück für die Vereinsannalen freuen.

Fragt man in ein paar Jahren, was diese 1:0-Coup gebracht hat, so könnte die Antwort lauten: Er hat das „Hätz“ der FC-Fans erwärmt und gezeigt, dass sich doch nicht die ganze Welt gegen den ersten Bundesligameister verschworen hat. Exemplarisch dafür steht der Siegtreffer durch einen fragwürdigen Foulelfmeter. Eine herrlich ironische Ponte nach Wochen, in denen die Kölner Bemühungen regelmäßig durch fatale Entscheidungen von Referees oder Videoassistenten konterkariert wurden.

Bereits mit ihrer unorthodoxen Maßnahme, statt des Trainers ausnahmsweise mal den Sportchef zu opfern, hatten die Krisen-Kölner für Furore gesorgt – und damals war der Karnevalsmonat November noch ein gutes Stück entfernt. Jetzt sieht es so aus, als könnten die charakterstarken Kölner doch noch die Wende zum Guten hinkriegen. Wenn es nicht kommt, wie es eigentlich viel besser zum FC passen würde: Dass die Kölner zwar im Europapokal überwintern, in der Bundesliga aber nicht den nächsten Sommer überstehen. Aber: Die innige Liebe der Kölner zu ihrem FC würde auch das überdauern – entsprechend ihrem unerschütterlichen Lebensmotto: „Et kütt wie et kütt.“

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