München – Der Blick durch die Fußballrepublik offenbart doch immer wieder einige Kuriositäten. Aktuell im Fokus steht da der Trainermarkt, der nicht dort sondiert wird, wo dringender Handlungsbedarf herrschen würde (wie in Köln oder Dortmund), sondern da, wo ein Coach einen ganzen Klub in einen Schwebezustand versetzt hat. Gut, die Bayern haben am Wochenende verloren, das erste Mal in der Ära Nummer vier unter Jupp Heynckes. Die Niederlage in Mönchengladbach aber hat auf die aktuelle Diskussion keinen Einfluss gehabt. Sie wurde weit vorher losgetreten und wird andauern, bis ein geeigneter Kandidat gefunden sein wird. Die „Bild“ brachte gestern Joachim Löw ins Gespräch.
Das mögliche Szenario: Der Bundestrainer nimmt sich nach der WM ein Jahr Auszeit und ist 2019 bereit für den Job in München. Bis dahin müsste Heynckes noch weitermachen. Zusammengefasst: Es gibt bei dieser Rechnung zwei Unbekannte – das könnte mindestens eine zu viel sein.
Natürlich beschäftigen sich die Bayern aktuell mit Lösungen in alle Richtungen. Heynckes schließt eine Verlängerung über den Sommer 2018 hinaus zwar bisher kategorisch aus, nicht wenige aber gehen davon aus, dass er sich im Fall der Fälle umstimmen lassen würde. „Jetzt lassen Sie uns doch erst mal arbeiten und dann schauen wir weiter“, sagte der 72-Jährige am Wochenende auf entsprechende Nachfragen. Schon einmal ist er aus Verbundenheit zum Klub und vor allem zu Uli Hoeneß eingesprungen – warum also nicht wieder?
Der Plan war natürlich anders. Während Heynckes die Ancelotti-Bayern wieder auf Kurs bringt, sollen im Hintergrund die Weichen für die Zeit nach dem Triple-Trainer gestellt werden. Nico Kovac wurde genannt, Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann galten lange als Favoriten. Mit allen Kandidaten beschäftigen sich die Bayern-Bosse. Da man aber beim vereinslosen Tuchel Zweifel an der Kompatibilität auf menschlicher Ebene hat und Nagelsmann, 30, erst mal beweisen muss, wie er in Hoffenheim eine Krise moderiert, fehlt die Ideallösung.
Löw wird da nicht zum ersten Mal gehandelt – und wirkt bei erster Betrachtung ja auch „höggschd interessant“. Der 57-Jährige spricht schon lange davon, irgendwann gerne eine Vereinsmannschaft trainieren zu wollen, wäre zudem Respektsperson und alter Bekannter zugleich. Und trotzdem gibt es vor allem im Umfeld der Nationalmannschaft nicht allzu viele, die auf diesen spektakulären Wechsel wetten würden. Man sagt, Löw kokettiere zwar oft mit dem Reiz der täglichen Arbeit in einem Klub, stellt aber keinerlei Bestrebungen in diese Richtung an. Die Fallhöhe wäre hoch, wenn es auf höchstem Niveau nicht klappt.
So oder so: Das Gerücht ist nun wieder auf dem Markt. Und es gehört auch zu den Kuriositäten der Branche, dass sich Spekulationen in München länger halten als im Rest der Republik. Löw zu Köln? Löw zu Dortmund? Man darf davon ausgehen, dass die beiden Krisenklubs vor 2019 einen neuen Trainer brauchen werden. hlr