Auf dem Weg zur Allrounderin

von Redaktion

Viktoria Rebensburg rast in der Abfahrt von Lake Louise auf Platz zwei – Panne im Lift

Lake Louise – Erst hüpfte Viktoria Rebensburg mutig aus dem Skilift, dann sprang sie nach einer nicht weniger unerschrockenen Vorstellung aufs Podium. Mit Platz zwei bei der zweiten Weltcup-Abfahrt des Olympia-Winters in Lake Louise hat die beste deutsche Ski-Rennläuferin ihre herausragende Form nun auch im Speed eindrucksvoll unter Beweis gestellt. „Das war verrückt“, staunte sie und sagte: „Ich bin megahappy.“

Rebensburg ließ sich in Kanada nicht mal von einem Stromausfall unmittelbar vor dem Rennen verunsichern, der das gesamte Skigebiet zwischenzeitlich lahmgelegt hatte. Als sie mit ihren Kolleginnen um „Speed Queen“ Lindsey Vonn auf dem Weg zum Start war, blieben nach einem Feuer plötzlich die Lifte stehen. „Wir waren sehr überrascht“, sagte Rebensburg über den Schreckmoment, „ich bin stecken geblieben, aber hatte zum Glück den ersten Sessel, da konnte ich rausspringen und musste nicht länger frieren“. Andere mussten länger warten.

Als alle befreit waren, „haben wir uns gefragt, wie sie da noch ein Rennen zusammenkriegen wollen“, berichtete Rebensburg. Die findigen Organisatoren schleppten die Rennläuferinnen mit Seilen an Pistenraupen nach oben, außerdem wurde die Strecke etwas verkürzt – ein kleiner Vorteil für Technikerinnen im Feld wie Rebensburg oder Mikaela Shiffrin. Der Slalom-Olympiasiegerin aus den USA erging es sogar noch besser – sie feierte bei ihrer erst vierten Abfahrt den ersten Sieg, ihren 33. im Weltcup – im zarten Alter von 22 Jahren.

Rebensburg trennten 0,13 Sekunden von ihrem ersten Erfolg in der Königsdisziplin. „Das war verdammt knapp“, sagte sie, Wehmut kam aber nicht auf. „Lake Louise ist immer ein Hundertstelkrimi“, sagte die 28-Jährige aus Kreuth, und sie lag selbst ja nur 0,04 Sekunden vor Michelle Gisin (Schweiz) auf Rang drei. Kira Weidle (Starnberg/0,63) löste als gute Achte mit ihrer besten Abfahrt das Olympia-Ticket.

Für Rebensburg war es das fünfte Podium bei einer Abfahrt, Zweite war sie zuvor nur Ende 2014 im französischen Val d’Isere. Gestern im Super-G lief es dann nicht ganz so gut: Rang zwölf belegte sie am Ende: 1,44 Sekunden hinter Siegerin Tina Weirather aus Liechtenstein.

Die beiden Siege hätten ihr viel Selbstvertrauen gegeben, sagte Rebensburg, die bei der ersten Abfahrt am Freitag Siebte war. „Es hilft, wenn ich in meiner Disziplin, im Riesenslalom, gut und schnell Ski fahre, das nimmt ein bisschen den Druck und ist eine gute Basis, auch für die Speed-Disziplinen“, sagte sie.

Und vielleicht auch eine Basis für weitere Erfolge? „Klar, ich habe einen guten Speed drauf“, sagte sie, aber: „Ich denke nicht an Ergebnisse, das ist nicht meine Art. Ich versuche, mich auf das zu konzentrieren, was ich tun muss: von oben bis unten schnell Ski zu fahren.“  sid

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