Ski Alpin

Der Jüngste bricht den Bann

von Redaktion

Der Mittenwalder Thomas Dreßen schafft als erster deutscher Speedfahrer seit 2004 den Sprung auf ein Weltcup-Podest

Von Helen Scott-Smith und Maximilian haupt

Beaver Creek – Von seinem Trainer bekam Thomas Dreßen nach dem sensationellen dritten Platz in der Abfahrt und dem besten Ergebnis seiner noch jungen Weltcup-Karriere einen klaren Auftrag. „Die Jungs sollen jetzt ein bisschen feiern, dann zu Hause den Jetlag bekämpfen und dann gehts mit Vollgas nach Gröden“, sagte Mathias Berthold. Das Ziel Olympia-Medaille in einem Speedrennen, für das der Österreicher beim Amtsantritt im Sommer 2014 noch belächelt wurde – es scheint so erreichbar wie noch nie seit dem Super-G-Gold von Markus Wasmeier 1994.

Vor den Weltcup-Rennen in Südtirol eine Woche vor Weihnachten hofft Berthold, dass der Spitzenplatz des 24-Jährigen in Beaver Creek eine Initialzündung war. „Ich denke, das gibt der ganzen Mannschaft einen Schub. Weil es zeigt, was möglich ist“, sagte er.

Viel früher als erwartet – von Trainern, Experten, Teamkollegen und nicht zuletzt von ihm selbst – gelang Dreßen auf der WM-Strecke von 2015 am Samstag das erste Podestresultat seiner Karriere. „Das Ziel ist es immer, sonst würde ich lügen. Aber dass es heute schon klappt, damit hätte ich nicht gerechnet. Das ist ja nicht die einfachste Abfahrt“, sagte er.

„Vor fünf Jahren habe ich noch davon geträumt, dass ich überhaupt mitfahren darf“, erzählte Dreßen bei strahlendem Sonnenschein in den Rocky Mountains. „Und jetzt stehe ich mit denen auf einem Podium.“ Bei der Siegerehrung bekam er ebenso einen Handschlag von Ex-Fahrer Daron Rahlves und ein gerahmtes Adler-Bild vom Maskottchen der Raubvogelpiste wie Sieger Aksel Lund Svindal aus Norwegen und Weltmeister Beat Feuz aus der Schweiz auf Rang zwei. „Wenn man mit denen auf dem Podium stehen darf, das ist Wahnsinn“, sagte Dreßen.

Besser als der Sportler vom SC Mittenwald war in Max Rauffer ein Deutscher in einer Weltcup-Abfahrt zuletzt im Dezember 2004. Weil Andreas Sander mit Rang sieben ebenfalls ein Top-10-Resultat gelang, lieferten die Speedfahrer des Deutschen Skiverbands bei der letzten Station in Nordamerika zudem das beste Teamergebnis seit 1992.

Pünktlich zum Olympia-Winter scheint sich die Arbeit der vergangenen Jahre auszuzahlen. In Dreßen, Sander und Josef Ferstl haben drei Speedfahrer die nationale Norm für Pyeongchang erfüllt – vier Jahre, nachdem in Sotschi kein einziger deutscher Abfahrer am Start stand.

Speziell der Jüngste des Trios hat enormes Potenzial. Das erkennen auch die Teamkollegen an. „Da muss man ein ganz großes Kompliment machen, dass er in dem Alter so einen verdammten Sprung gemacht hat und jetzt das erste Podest für das Team eingefahren hat“, sagte Sander. „Da kann man nichts außer dem Hut ziehen. Megastark.“ Sander verriet sogar: „Seit einem Jahr fährt er so abartig stark, dass wir selten eine Chance haben im Training.“

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