Nun hat’s Stöger erwischt

Ein „Tschö“ als Gewinner

von Redaktion

„Absolut“ und „keine Frage“ sind Aussagen, die Peter Stöger in den vergangenen Wochen nicht mehr hat hören dürfen. Denn anders als in Freiburg wurden dem Kölner (Ex-)Trainer Bekenntnisse, wie sie SC-Präsident Fritz Keller über Christian Streich formulierte, verwehrt. Im Breisgau wird Streich „absolut“ und ohne Zweifel auch dann bleiben, wenn Freiburg absteigen sollte. In Köln hingegen ist man seinem Slogan „Spürbar anders“ zunehmend untreu geworden und hat die simple Gleichung der Branche angewendet: Kein Erfolg = Trainerwechsel.

Gestern war es also so weit, und überraschend kam die Meldung mitnichten, dass Stöger nach 1636 Tagen im Amt nicht weitermachen darf. Die Bilder nach dem 2:2 auf Schalke hatten selbst Laien deuten können. Stöger nahm jeden Spieler in den Arm, sagte den Fans „Wiederschaun“ und gab sogar dem Busfahrer höflich die Hand. Er trug diesen Rausschmiss, den er wahrlich nicht verdient hat, mit Anstand und Würde – und das, obwohl ihm bewusst war, dass die Partie nur noch ein Schaulaufen war. Die Sache war beschlossen, zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.

Natürlich ist es nicht einfach, ruhig zu bleiben, wenn man Woche für Woche dabei zusehen muss, dass es keine Punkte gibt. Man sollte aber in Krisenzeiten trotzdem nicht ganz vergessen, was den Klub – unter Stöger – in den letzten Jahren zu dem hat werden lassen, was er heute darstellt. Der Weg aus der Zweiten Liga nach Europa war kein Zufall, sondern der Lohn für weitsichtige Planung, Identifikation und eine sportliche Führung, die nie von ihrem Weg abkam. Dass das Konstrukt ins Wanken geriet, hat sich in den letzten Wochen angedeutet. Ob der drastische Schritt den Verein nach vorne bringen wird, darf aber bezweifelt werden.

Es hat in den vergangenen Wochen genug – und vor allem bessere – Gelegenheiten für einen Trainerwechsel gegeben. Nach den Katastrophen-Auftritten unter anderem gegen Berlin und Hoffenheim aber hatten die Verantwortlichen (in deren Reihen man das Fehlen eines Sportdirektors deutlich merkt) nicht den Mumm durchzugreifen. Nun stehen sie – nach einem Spiel, in dem die Mannschaft für den Trainer kämpfte; vor Fans, die den Rausschmiss nicht nachvollziehen können – als deutlich größere Verlierer da als Stöger selbst. Der immerhin geht in dem Wissen, bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Bis zum letzten Tag. Bis zum letzten „Tschö“. Absolut. Keine Frage.

Artikel 1 von 11