Süßes zum Fest

von Redaktion

Der FC Bayern nimmt Fahrt auf für das Duell mit Paris und will nun „bis Weihnachten durchziehen“

von marc beyer

München – In drei Minuten kann im Fußball eine Menge passieren, aber so viel passiert selbst beim FC Bayern, wo es gerne mal schnell geht, selten. Fünf Spielstände gab es beim 3:1-Sieg gegen Hannover 96 in diesen 180 Sekunden Mitte der ersten Halbzeit, davon drei unterschiedliche – doch am Ende war alles beim Alten: 1:0, 2:0, 1:0, 1:1, 1:0. Weder Robert Lewandowskis Abseitstor hatte Anerkennung gefunden noch ein verwandelter Elfmeter der Niedersachsen, der wiederholt werden musste und prompt in einem Fehlschuss mündete. „Gefühlt“ hatte Mats Hummels den Eindruck, als wären „zehn Mann“ zu früh in den Strafraum gestürmt.

Wenn man in ein paar Monaten an diesen Dezember-Samstag zurückdenkt, wird allein diese skurrile Phase in Erinnerung bleiben. Das Duell mit den Hannoveranern war eines jener Spiele, das zwei Partien in einer bündelt. Vordergründig ging es um drei Bundesligapunkte, und die Bayern erfüllten die Vorgabe nicht glanzvoll, aber weitgehend souverän. „Wir haben ungemein viele Chancen herausgespielt, von denen wir ein paar zu wenig genutzt haben“, urteilte Hummels in mildem Tadel. Dennoch hatte er „viele positive Sachen“ gesehen, die für die nächsten Aufgaben Mut machen. Und auch um diese Aufgaben ging es am Samstag.

Morgen steht das nächste Heimspiel an, statt der braven 96er wird das für seinen Torhunger berüchtigte Paris St. Germain zu Gast sein. Obwohl nach menschlichem Ermessen für die Bayern in der Champions League nur noch der zweite Gruppenplatz drin sein dürfte und schon ein knapper Sieg eine reife Leistung wäre, überstrahlt der Termin in der Königsklasse den Liga-Alltag klar. Sie messen sich halt lieber mit Europas Besten als mit dem nationalen Mittelstand.

Das Erfreulichste an diesem Nachmittag war deswegen gar nicht mal so sehr der Sieg, sondern der Rahmen, in dem er gelang. In Franck Ribery und David Alaba kehrten in den Schlussminuten zwei Leistungsträger aus dem Krankenstand zurück, die dem Trainer nach einer Verletzungsmisere gewaltigen Ausmaßes endlich wieder mehr Auswahl bescheren. Schon einen Schritt weiter ist Thomas Müller. Als Alaba kam, räumte er den Platz und wurde gefeiert, als habe er die Partie allein entschieden.

So etwas wie eine Offensivformation aufzustellen, war in den vergangenen Wochen oft ein Akt der Schadensbegrenzung. Selbst der unverwüstliche Lewandowski wirkt mittlerweile manchmal matt und überspielt (und das nicht nur wegen seiner grau gefärbten Haare). Müller war nun in jeder Hinsicht ein belebendes Element, findig in seinen Laufwegen und aufmerksam in seinen Vorbereitungen. Er leitete nicht nur Arturo Vidals 1:0 und Kingsley Comans 2:1 ein, sondern war auch Passgeber für Lewandowski, dessen Treffer dann vom Videoassistenten storniert wurde. „Es ist deutlich weniger statisch, wenn er auf dem Platz ist“, lobte anschließend Hummels.

Fürs Hinrundenfinale sind die Bayern bester Hoffnung. Die Devise laute „Durchziehen bis Weihnachten“, verriet Müller. Man will sich selbst und den Fans, denen die Mannschaft in diesen Wochen Besuche abstattet, das Fest versüßen. Den Anfang machte gestern Jupp Heynckes beim „Rollwagerl ’93 e.V.“. Der Trainer überraschte dabei mit dem Geständnis, er habe seinen Vertrag noch nicht unterschrieben. Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen fordere ihn zwar immer wieder auf, „aber ich habe noch keine Zeit dafür gefunden“, weil ständig irgendwo an einem Schräubchen zu drehen ist. In drei Minuten kann bei den Bayern zwar eine ganze Menge passieren. In zwei Monaten aber auch ganz schön wenig.

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