Bayern gegen Pariser Millionen-Truppe

Stich ins Wespennest

von Redaktion

An diesen 8. März 2017 wird man sich in der Fußball-Welt noch lange erinnern. Weil an diesem Tag eines der spektakulärsten Fußballspiele der letzten Jahre stattfand (Paris St. Germain verlor 1:6 in Barcelona). Darüber hinaus aber – und das wird weitaus länger nachhallen –, weil sich an diesem Tag die Branche auf einen Schlag geändert hat. Als PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi auf der Tribüne im Camp Nuo mitansehen musste, wie Barca ein Tor nach dem anderen schoss, während seine Truppe – zwei Wochen zuvor noch 4:0 siegreich – regelrecht auseinanderfiel, reifte seine Entscheidung. Mit Abpfiff war klar: Wir holen diesen Neymar! Koste es, was es wolle! Das Wespennest war angestochen.

Niederlagen wie jene, die Paris St. Germain in diesem Champions League-Achtelfinale erfahren musste, gibt es nicht oft. Sie tun weh, sehr sogar – und als oberflächlicher Beobachter könnte man meinen: Wenn Paris schon mal so verwundbar war, warum dann also nicht heute Abend in der Allianz Arena wieder? Nun ja, weil seit diesem 8. März eben nichts mehr so ist, wie es mal war. Rund 400 Millionen Euro wurden bzw. werden aus Katar in Neymar (222) und Kylian Mbappé (Kaufoption: 180) investiert. Paris steht mit 24:1-Toren und fünf Siegen auf Platz eins der Champions League-Gruppe B und gilt nicht mehr als Außenseiter, sondern als Favorit auf den Thron der Königsklasse.

Rein finanziell kann – und will – der FC Bayern da nicht mithalten. Sportlich müsste man einen sehr guten Tag für ein Duell auf Augenhöhe, einen perfekten für einen Sieg und einen Ober-Sahnetag für einen 4:0- oder 5:1-Erfolg erwischen. Aber darum geht es gar nicht. Lässt man das 0:3 vor zehn Wochen mal außer Acht (weil die Bayern an diesem Tag mehr mit sich selbst als mit dem Gegner beschäftig waren), steht heute Abend das erste richtige Duell Altreich gegen Neureich an. Zu zeigen, dass Geld nicht alles sein kann in dieser Branche, die so viele Menschen begeistert, ist die Mission der Münchner.

Man muss ihnen ja zugutehalten: Sie haben sich in diesem verrückten Transfersommer nicht anstecken lassen von den wirr herumfliegenden Wespen, die aus dem Nest schwärmten. Mit der durch den Neymar-Transfer ausgelösten Kettenreaktion – Ousmane Dembele und Paulinho zu vollkommen überteuerten Preisen nach Barcelona, Andrij Jarmolenko zu Borussia Dortmund – hatten sie nichts zu tun. Ihr teuerste Einkauf war Corentin Tolisso, dessen 41-Millionen-Euro-Ablöse den neuen Marktpreisen geschuldet war. Und trotzdem ist das eine Summe, mit der sich Al-Khelaifi kaum mehr beschäftigt. Er denkt seit diesem Tag im Camp Nuo in ganz anderen Dimensionen – für alle anderen ist das nicht unbedingt von Vorteil.

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