Bayern als tapferes Schneiderlein

von Redaktion

Barcelona und ManCity sind schwere Lose – andere Duelle müssen die Münchner kaum scheuen

VON ANDREAS WERNER

München – Noch keine sechs Monate ist Niklas Süle Bayern-Profi, doch der Innenverteidiger hat das Ende der Vorrunde schon so zusammengefasst wie einer, der seit vielen Jahren in der Champions League aufläuft. „Wenn wir Paris schlagen können, können wir im Achtelfinale auch jeden anderen Gegner schlagen“, so Süle. Tatsächlich blicken die Münchner zur Auslosung am Montag in Nyon (12 Uhr/Eurosport live) in etwa so wie das tapfere Schneiderlein: sieben Gegner stehen zur Auswahl, und so, wie sie sich zuletzt präsentiert haben, können sie sich in die Brust werfen, zur Not auch Sieben auf einen Streich zu erledigen. Es gibt eher weniger als mehr Duelle, die sie zum Start der K.o.-Phase in der Königsklasse fürchten müssen.

Kurios: Berücksichtigt man alle Kriterien der UEFA-Regularien (keine nationalen Duelle und keine Wiederholungen aus der Vorrunde), ist eine Begegnung mit dem AS Rom, Liverpool, Tottenham sowie den beiden Vereinen aus Manchester wahrscheinlicher. Am wenigsten wahrscheinlich sind die Lose Barcelona und Besiktas Istanbul.

Zwei Riesen

Der FC Barcelona ist nicht nur wegen seiner Tradition ein Team, dem man lieber aus dem Weg geht. Der „Tridente“, der Dreizack mit Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar wurde zwar seiner dritten Spitze beraubt (Letzterer verabschiedete sich bekanntlich zu Paris), doch die Katalanen können weiter sehr weh tun. Sie setzten sich in ihrer Gruppe vor Juventus Turin durch, souverän mit drei Zählern vor den Italienern. Bemerkenswert: Alles schaut auf Barcelonas Offensive – dabei stellen die Katalanen mit nur einem Gegentreffer die beste Defensive der Vorrunde.

Bei Manchester City greifen Pep Guardiolas Maßnahmen im zweiten Jahr erschreckend gut. Der frühere Bayern-Coach durfte seinen Kader allerdings auch für astronomische 240 Millionen Euro aufmotzen. Ein besonderes Augenmerk verdient sich derzeit U-17-Weltmeister Phil Foden, der seit seinem sechsten Lebensjahr für die „Citizens“ spielt und von Guardiola so gefördert wird, dass man ihn in Anlehnung an Andres Iniesta schon als die britische Antwort auf den katalanischen Künstler feiert. Der frühere Bayern-Coach würde ein Duell mit den Münchnern lieber genauso wie mit Real Madrid vermeiden: „Das wird hart, sie sind schwer.“

Ein schlafender Riese

Der FC Liverpool hat sich unter Jürgen Klopp am Ende bemerkenswert gefangen. Zu Beginn der Saison drohte dem ehemaligen Dortmunder der Rauswurf, doch nach dem 7:0 zuletzt über Spartak Moskau feiern ihn die Medien. Im Sommer bei einem Showspiel in München hatten die Bayern keine Chance, beim Tempo der „Reds“ mitzuhalten. Das Quartett Philippe Coutinho, Roberto Firmino, Sadio Mané und Mohamed Salah werde auch im Achtelfinale „Angst und Schrecken verbreiten“, behauptet Klopp.

Die Fliegen

Man darf sie nicht unterschätzen, aber zumindest im Vergleich sind Manchester United, der AS Rom, die Tottenham Hotspurs und Besiktas Istanbul die Leichtgewichte im Lostopf. Doch vor allem auf Tottenham sollte man ein Auge haben; anders als ManU musste sich der fünfte Achtelfinalist von der Insel in einer schweren Gruppe behaupten. Die „Spurs“ setzten sich vor Real Madrid durch, Dortmund blieb bei diesem Quartett auf der Strecke. Der AS Rom ist wohl der größte Außenseiter der Runde; mit elf Zählern und 9:6 Toren sind die Italiener die Minimalisten im Achtelfinale. Die Bayern gewannen bei der „Roma“ 2014 stattlich mit 7:1 – sieben auf einen Streich.

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