Unliebsames Trostpflaster oder zweite Chance

von Redaktion

BVB legt Fokus nach Champions League-Aus auf Bundesliga – Leipzig will sich in Europa League-Annalen verewigen

Madrid/Leipzig – Für RB Leipzig und Borussia Dortmund heißt das neue Ziel: Parc Olympique Lyonnais. Das Finale der Europa League am 16. Mai 2018 vor den Toren Lyons wäre für die beiden in der Champions League-Gruppenphase gescheiterten Fußball-Bundesligisten das internationale Trostpflaster.

Doch das liegt noch in weiter Ferne. Peter Bosz musste gedanklich schnell auf ein anderes Endspiel umschwenken, jenes, das mutmaßlich über seine Zukunft als Trainer von Borussia Dortmund entscheidet. RB-Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl konnte dagegen gelassen über die Vorzüge der Europa League nachdenken. Die Reaktionen nach dem Ausscheiden spiegelten die höchst unterschiedlichen Gemengelagen bei den beiden Bundesligisten wider. Während beim BVB kaum Freude über das „Geschenk“ Europa League aufkam, begriffen die Leipziger das Überwintern im „kleinen“ Europapokal als Chance.

Der BVB richtete nach dem knappen 2:3 bei Real Madrid alle Konzentration auf das richtungweisende Ligaspiel gegen Werder Bremen morgen. Für Bosz könnte es das letzte sein. „Dieses Spiel“, sagte Mittelfeldspieler Nuri Sahin, „müssen wir unbedingt gewinnen. Wir hatten jetzt viel wenn, viel aber. Diese drei Punkte müssen her.“ Koste es, was es wolle: „Rote Karte, Gelbe Karte, es gibt keine Ausreden.“

Immerhin: Gegen Real zeigte Dortmund Charakter und erzielte nach zwei Gegentoren den zwischenzeitlichen Ausgleich. „Wir haben erkannt, dass einige Dinge nicht mehr akzeptabel sind“, berichtete Neven Subotic über eine knallharte Mannschaftssitzung nach dem 4:4 im Derby gegen Schalke 04. Es war offensichtlich ein reinigendes Gewitter. „Wenn wir da nicht so deutlich, so ehrlich gewesen wären, hätten wir hier nicht das 2:2 gemacht“, sagte Sahin. Nach nur einem Sieg aus den vergangenen zwölf Spielen muss der BVB jene Qualitäten endlich auch wieder in der Bundesliga zeigen, damit sich der Rückstand auf die Spitzenränge nicht noch weiter vergrößert.

Einen Vorsprung von vier Punkten auf den BVB hat sich RB Leipzig erarbeitet. Bei den Sachsen hat die Premiere in der Königsklasse Lust auf weitere internationale Auftritte geweckt. Als Trostpreis wollte Hasenhüttl das Überwintern in der Europa League deshalb partout nicht verstanden wissen. „Wir haben dort auch die Möglichkeit, vielleicht Historisches zu leisten“, sagte er.

Die Leipziger, die sich bei ihrer internationalen Premiere als Gruppendritter letztlich unter Wert verkauften, haben das Potenzial, es in den bevorstehenden K.o.-Runden weit zu bringen. „Wir waren in der Champions League nicht immer die schlechtere Mannschaft. Am fußballerischen Vermögen hat es nicht gelegen, da waren wir auf Augenhöhe oder teils sogar besser“, sagte Hasenhüttl. Leipzig scheiterte letztlich vor allem an seiner Unerfahrenheit.  sid/dpa

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