Kolumne

Gerne nehmen, aber nicht geben

von Redaktion

Es ist ja schön, dass sich der DFB, wenn schon nicht auf Franz Beckenbauer oder die peniblen Steuerbehörden, wenigstens auf seine Delegierten noch verlassen kann, und das hundertprozentig. Ohne Debatte werden dann Dinge abgenickt, die einen kritischen Mitbürger zumindest zu einer vorsichtigen Nachfrage animieren sollten. War aber nicht nötig, weil das Präsidium offensichtlich allen plausibel erklären konnte, warum man über die Jahre gegenüber der Bundesliga auf einen, wie die SZ schreibt, dreistelligen Millionenbetrag verzichtet, der dem Breitensport zustehen würde. Was selbst die Staatsanwaltschaft Frankfurt als „Förderung des Profifußballs zu Lasten des Amateurfußballs“ wertet, aber als sportpolitische Entscheidung und damit nicht als strafrechtlich relevant einordnet.

Für den Laien ist diese reichlich generöse Haltung des DFB nicht ganz so einfach zu verstehen, zumal wenn er weiß, dass die Aberkennung der Gemeinnützigkeit wegen der dubiosen Praktiken rund um die WM 2006 noch immer im Raum steht und Steuernachzahlungen von 19 Millionen Euro drohen. Zudem sind doch die Kosten für den geplanten (und nun beschlossenen) Bau der Akademie in Frankfurt auf satte 150 Millionen hochgeschnellt, auch kein Pappenstiel. Und dann schenkt man quasi den Profis, die ja nicht unbedingt am Hungertuch nagen sollen, einfach so viel Geld?

Wir nehmen mal an, dass wir nicht die einzig Doofen sind, die das nicht in aller Gänze nachvollziehen können. Wie wird es dann erst jenen 1,7 Millionen Menschen gehen, die sich ehrenamtlich im Verein engagieren? „Sie bilden die Basis der Fußballorganisation. Ihre Arbeit ist leidenschaftlich, kompetent und verantwortungsvoll“, lobhudelt der DFB auf seiner Internetseite. Aus gutem Grund, ohne diese selbstlosen Mitarbeiter könnte der Welt größter Sportverband mit seinen stolzen sieben Millionen Mitgliedern einpacken. Deshalb verteilt er auch immer wieder dicke Komplimente, schmeichelt, präsentiert seine Amateure in aufwendigen Image-Kampagnen als „echte Profis“, vergibt großzügig Urkunden, Ehrennadeln und Plaketten.

Und lässt sie dann wieder den Mangel verwalten. Ist nämlich schon frustrierend, wenn man selbst jeden einzelnen Cent dreimal umdrehen, sich beim Betteln um Unterstützung dann aber die Unsummen vorhalten lassen muss, die doch im Fußball umgesetzt werden. Ja, im Profifußball, der zwar starke Helfer ganz unten an der Basis braucht, sie aber offensichtlich als nützliche Idioten sieht, die meist neben einem Fulltime-Job fast rund um die Uhr den Spielbetrieb in Bezirken und Kreisen organisieren, Vereine über Wasser halten, Nachwuchs fördern und die Begeisterung für den Fußball schüren. Unentgeltlich. Die satte Ernte fahren dann andere ein, wenn sie ein im kleinen Verein groß gewordenes Talent für zig Millionen verscherbeln.

Ob dieser ominöse Grundlagenvertrag zwischen DFB und DFL mitsamt seiner eigenartigen Deckelung nun rechtlich angreifbar wäre oder nicht, sei mal dahingestellt. Moralisch fragwürdig aber ist er allemal. Da wird immer geschwärmt vom tollen Miteinander von Profis und Amateuren, doch die Realität ist anders, ganz anders. Wie aber sollen das die erkennen, die sich in der Parallelwelt Profifußball bewegen, die gar nicht wissen, wie es unten ausschaut, in den Bezirken, Kreisen und Vereinen? Wo das System nicht aufgebaut ist auf Millionenumsätzen, sondern auf Menschen, die ihre Freizeit, ihre Kraft, ihre Gesundheit und manchmal auch ihre Familie opfern, um den „kleinen“ Fußball am Laufen zu halten.

Die da oben werden das erst merken, wenn die Basis bröckelt. Weil keiner mehr bereit ist, für ein Konstrukt zu arbeiten, das gerne nimmt, aber partout nichts zurückgeben will.

Zwischentöne

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