München – Das Andenken an das kurze Rampenlicht trägt Alex King noch an der linken Hand. Der kleine Finger ist in adrettem Silber bandagiert. Im Gipfel vergangene Woche gegen Ludwigsburg war er auf dem Weg zu einem Dunking hängen geblieben. Der Finger stand in ziemlich ungesundem Winkel ab, als King zur Bank zurückschlich. Die Sache wurde umgehend von den Physiotherapeuten wieder eingerenkt. Und der 32- Jährige selbst gab auch sogleich Entwarnung. „Tut nicht weh“, sagte er, „ich bin nur erschrocken.“
Natürlich hat er sich gleich zurückgemeldet. King wird auch dabei sein, wenn die Bayern heute (19.30 Uhr) gegen Buducnost Podgorica ihre letzte Heimvorstellung in der Eurocup-Vorrunde geben. Der Routinier wird mit viel Energie ins Rennen gehen, wenn Trainer Sasa Djordjevic ihn ruft.
So wie er das eben immer tut. Da spielt es auch keine Rolle, dass diese Rufe vergleichsweise selten sind. Nur knapp zehn Minuten darf King in dieser Saison durchschnittlich ran. Er nimmt dabei nicht viele Würfe, aber die, die er sich nimmt, nutzt er effizient. In diesem Jahr etwa rauscht bei ihm rund jeder zweite Versuch durch die Reuse. Doch es ist nicht alleine das – vor allem vor der Art, mit der sich der Short Forward beim Bundesliga-Tabellenführer einreiht, verneigt sich auch der Trainer: „Wie er sich bei uns einbringt, das verdient allen Respekt“, sagte Djordjevic.
Und irgendwie steht King auch ein bisschen für das derzeitige Münchner Erfolgsrezept. Die Bayern marschieren in beiden Wettbewerben vor allem deshalb so unwiderstehlich auf und davon, weil sie bei aller individuellen Qualität als Kollektiv funktionieren. King sieht das auch so. Das im Eurocup restlos enttäuschende Hapoel Jerusalem, das die Bayern in der vergangenen Woche mit 111:85 abfertigte, ist für ihn ein abschreckendes Beispiel. „Was nützt es dir, wenn du viele tolle Einzelspieler hast, wenn jeder vor allem für sich selber spielt“, sagte er.
Dabei ist King durchaus einen anderen Stellenwert gewöhnt. Der Mann war Kapitän bei Alba Berlin, ehe er vor der vergangenen Saison in seine alte Heimat München übersiedelte. In der BBL hat keiner mehr Erfahrung als er – seit dem Spitzenspiel gegen Meister Bamberg vor einem Monat ist King mit nunmehr 488 Einsätzen der erfahrenste Akteur in der höchsten deutschen Spielklasse.
Aber der Mann hat ja auch noch Ziele. Er will im Herbst seiner Karriere Titel gewinnen. Meister würde sich noch einmal gut machen. Das war er zwar schon mal, mit den Frankfurt Skyliners. Aber das ist 13 Jahre her.