Bereit für Katar

von Redaktion

Die Bayern-Frauen haben guten Grund, 2018 optimistisch entgegenzublicken – der Umbruch ist gelungen

VON ANDREAS WERNER

München – Im Frauen-Team des FC Bayern wird akribisch gearbeitet, da brauchen sich Fußball-Chauvis keinen Illusionen hinzugeben. Das Auswerten von GPS-Daten zählt etwa zum Standard, Trainer Thomas Wörle hat sich die Kennzahlen seiner Spielerinnen nun nach dem 1:3 beim VfL Wolfsburg besonders gut angeschaut. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie gravierend der Unterschied zu unserem 3:0 gegen Frankfurt war“, sagt der Coach. Für ihn ein Beleg, dass die katastrophale Anreise nach Niedersachsen (die Frauen hockten da neun Stunden im Bus, weil alle Flüge wegen Schneefalls annulliert worden waren) der Grund dafür war, im Spitzenspiel nicht ebenbürtig Paroli geboten zu haben.

Das Wüstenemirat wendet sich dem Westen zu – auch in Frauenrechte-Fragen

Das 1:3 trübt das Hinrundenfazit, doch die Begleiterscheinungen bestätigen Wörle darin, die erste Halbserie der Saison generell als gelungen einzustufen – und 2018 optimistisch entgegenzublicken. Die abschließende Partie stellte ein souveränes 3:0 über Frankfurt dar, auch dieser Hinrundenausklang belegte Wörles Grundeinschätzung, dass seine Teams stets über einen verlässlichen Charakter verfügen. Seit dreieinhalb Jahren, so der Coach, sei es immer so, dass einer Niederlage ein Sieg folgte. Diese Statistik nimmt weiter keinen Schaden, obwohl es im Sommer wieder einmal einen Umbruch gegeben hat. Die Blutauffrischung gelang. „Wir hatten viele Verletzte, so viele wie noch nie, seit ich diesen Job mache, doch selbst wenn wir alle an Bord gehabt hätten und da stehen würden, wo wir jetzt stehen, würde ich sagen: Wow“, sagt Wörle. „Wir können sehr zufrieden sein.“

Am 8. Januar geht es wieder los, und bis zum Rückrundenstart am 18. Februar gegen Essen ist einiges geplant – unter anderem ein ganz besonderes Trainingslager, ein historisches, nie da gewesenes. Vom 27. Januar bis 5. Februar beziehen die Münchnerinnen Winterquartier in Doha. Sie trainieren dort ebenfalls auf dem Gelände der Aspire Academy, auf dem auch das Männer-Team seit Jahren für seine Ziele probt. „Das wird eine spannende Reise, wir freuen uns sehr“, sagt Wörle. Katar wendet sich verstärkt westlichen Werten zu, auch bei den Frauen-Rechten bewegt sich das Emirat. Obwohl der FC Bayern seine Dienstreisen an den Persischen Golf weniger als politische Botschaft versteht, setzt der Besuch des Frauen-Teams durchaus eine gesellschaftlich relevante Note. Geplant ist auch ein Spiel gegen eine katarische Auswahl, doch die Vorbereitungen für diese Partie gestalten sich derzeit noch als schwierig; aktuell verfügt das Emirat über keine adäquate Mannschaft. Völlig fremd sind den Münchnerinnen Ausflüge in die arabische Welt im Übrigen nicht: Vor Jahren bereisten sie schon mal Jordanien.

Wörle freut sich nicht zuletzt aus sportlicher Sicht. Er kennt das Trainingsgelände von Doha bisher nur von Bildern, doch die reichen völlig, um zu erkennen: Bessere Bedingungen findet man im Winter nirgendwo. Die Bayern sind bereit für Katar, und danach werden sie für alle Aufgaben in 2018 bereit sein.

Der Kader soll angesichts der guten Vorrunde auch keine großen Veränderungen erfahren. Für Torfrau Tinja-Riika Korpela suchen die Bayern einen erfahrenen Ersatz, der für Manuela Zinsberger einspringen könnte, wenn die Nummer 1 mal ausfällt. Dazu fahndete man schon im Sommer nach einer Verstärkung in der Defensive, dieses Thema liegt noch nicht bei den Akten. Eine Ergänzung für die Offensive wäre auch drin, weil Anna Gerhardt und Lena Lotzen wohl noch länger ausfallen. Aber das war es. „Wir müssen nicht viel verändern“, sagt Wörle, „und die Pause wird uns helfen, die Akkus zu füllen.“ Die GPS-Werte werden 2018 wieder top sein.

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