München – Wenn Don Jackson ein Eishockeyspiel analysiert, spricht er stets mit leiser Stimme. Nüchtern zählt er seine Beobachtungen auf, Lob und Tadel sind im Ton kaum zu unterscheiden. Nur selten gibt der Eishockeytrainer des EHC München der Öffentlichkeit einen emotionalen Einblick.
Am Sonntag konnte Jackson seine gute Laune aber nicht verbergen. Der 60-Jährige scherzte und grinste. Tom Pokel, den neuen Trainer der Straubing Tigers, begrüßte er mit einer Anekdote aus dem Jahr 2014, als der damalige Bozen-Trainer Pokel den damaligen Salzburg-Trainer Jackson in der Finalserie der österreichischen Liga besiegte. Diese eigentlich schmerzhafte Erinnerung frischte Jackson aber gerne auf, schließlich haben sich die Kraftverhältnisse inzwischen deutlich verschoben. Mit dem 4:2-Sieg gegen Straubing, den Tabellenletzten, setzte sich München an die Spitze der DEL. Da schwärmte selbst der strenge Perfektionist Jackson: „Es gibt gerade nicht viel, über das ich mich beschweren kann.“
Eine Aussage, die wenig verwundert. Sechs Spiele hat der EHC zuletzt in Folge gewonnen. Heute Abend (19 Uhr) kann sich diese Serie im Heimspiel gegen Krefeld fortsetzen. Dazu hat der Verein seinem Meistertrainer noch einen neuen Spieler gekauft: Keith Aulie, 28, trainiert bereits mit der Mannschaft. Den kanadischen Verteidiger, der 168 Mal in der nordamerikanischen NHL aufgelaufen ist, hält Jackson für eine „Schlüsselverpflichtung“.
Und weil der EHC auch bisher zielstrebig auf die Playoffs zusteuert, nutzt Jackson die vielen Dezember-Spiele, um ein wenig zu experimentieren. Seine Angriffsreihen wechselte der Trainer zuletzt häufig durch. „Wir versuchen, verschiedene Kombinationen auszuprobieren“, erklärt er. Stürmer Maximilian Kastner ergänzt: „Die Trainer wollen sehen, was funktioniert und auch in den Playoffs eingesetzt werden kann.“
Natürlich peilt der EHC auch in dieser Saison den Hauptrundentitel an, der zugleich ein direkter Weg in die Champions Hockey League ist. Und doch versteht der Verein diese Wochen gerade als Testphase für die Meisterrunde im März. „Wir versuchen, unser System weiterzuentwickeln und neue Sachen zu integrieren“, sagt Stürmer Patrick Hager. Jackson lehre seine Spieler gerade Verhaltensanweisungen für gewisse Spielsituationen, die sie abspeichern und fortan automatisch abrufen sollen. Oder wie es Abwehrspieler Konrad Abeltshauser ausdrückt: „In den Playoffs müssen wir Eishockey-Roboter sein.“