Auge in Auge mit dem Emir

von Redaktion

Ein paar Regeln gibt es überall – und wenn man mit einem weltweit gefragten Verein wie dem FC Bayern zu tun hat, gibt es noch ein paar mehr. Das Nachmittagstraining zum Beispiel ist für die Medienvertreter in Doha geschlossen, das Umfeld des Platzes zudem schon vormittags genau unterteilt in Zonen, die man betreten darf, und andere, in die man sich lieber nicht begeben sollte. Und was am Allerwichtigsten ist: Die Lobby des „Mövenpick Hotel Al Aziziyah“ ist absolut tabu. Normale Hotelgäste dürfen sich dort aufhalten, Journalisten keinesfalls! Nur ein Mal am Tag, wenn man in der Früh das Areal betritt, muss man durch. Dieses Jahr wurden wir freundlich empfangen von einem Mann, der den Namen Tamim bin Hamad Al Thani trägt.

Es war uns schon vorher – am Flughafen, im Hotel, auf der Straße – aufgefallen, dass das Konterfei des Emirs heuer allgegenwärtig ist. So groß wie inmitten des Eingangsbereiches der Teamunterkunft aber hatten wir es in einem geschlossenen Raum noch nie gesehen. Überall ist dieselbe Zeichnung des gerade mal 37 Jahre alten Staatsoberhauptes angebracht, auf den Scheiben jedes zweiten Autos wie in Aufzügen, auf Baustellen-Abgrenzungen wie stockwerkeübergreifend an den Wolkenkratzern, die die Skyline Dohas schmücken. Im Hotel der Bayern aber sah man nun eine Besonderheit: Abgesehen von der Größe des Bildes stach auch die künstlerische Mitgestaltung der Hotelgäste ins Auge. Nahezu das gesamte Plakat war übersäht mit Unterschriften. Vandalismus? Keinesfalls.

Solidarisch mit ihrem Emir sind die Kataris seit eh und je. So sehr wie aktuell aber wurde das noch nie zur Schau gestellt. Erst im Juni des vergangenen Jahres, also als zahlreiche mächtige Nachbarstaaten den Boykott gegen das Wüstenemirat verhängten, wurde die Zeichnung millionenfach verbreitet und ziert das Bild der Hauptstadt. Die Unterschriften sind nichts anderes als der Ausdruck der Solidarität. Sie tragen die Botschaft: „Emir, wir stehen hinter, wir halten zusammen.“ Gerne hätten wir noch etwas genauer hingesehen. Aber Sie wissen ja: Die Regeln . . . hanna raif

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