Doha – Wenn ein Mann dieser Tage ohne Bedenken kurzes Beinkleid tragen kann, ist es Hasan Salihamidzic. Wo bei zahlreichen Akteuren auf dem Trainingsplatz und auch daneben vornehme Winterblässe zum Vorschein kommen, zeigt der Sportdirektor des FC Bayern tiefe Sommerbräune. Die Auszeit mit der Familie in Thailand hat „Brazzo“ sichtlich gutgetan. „Jeder hat sich nach diesem letzten halben Jahr Urlaub verdient“, sagte er, als er gestern vor den Medienvertretern Platz nahm. In kurzer Hose, versteht sich.
Man muss schon zugeben, dass es leichtere Zeiten für einen Start beim FC Bayern gab als jene, in die Salihamidzic geschmissen wurde. Er musste als Neuling Krisen moderieren, einen Trainerwechsel und gleichzeitig einen Neuanfang zur Unzeit in die Wege leiten. Mal hat er das besser gemacht, mal schlechter. Und auch gestern sah man wieder, dass die Lehrzeit des Job-Neulings noch nicht abgeschlossen ist. Ein sportlich Verantwortlicher muss traditionell alle Themen kommentieren. Und: Er macht das weiterhin bei manchen immer besser, bei manch anderen – kritischeren – noch nicht ganz so gut.
Was er sehr gut kann: Vom Ist-Zustand dieser Mannschaft schwärmen, von den „guten Jungs“, der „überragenden Stimmung“ und dem Trainer, der „das Maximale aus diesem Team herausgeholt hat“. Mit Heynckes habe er „jeden Tag beim Frühstück, beim Mittag- und beim Abendessen sehr gute Gespräche“, die sich um diverse Themen drehen. Auch um eine mögliche Vertragsverlängerung mit dem 72-Jährigen? Da kam Salihamidzic wieder ins Schleudern. „Das lassen wir erst mal ruhen. Wir sind hier, um die Mannschaft top vorzubereiten.“
Die Wahrheit ist freilich, dass die Verantwortlichen schon weit in die Zukunft schauen müssen, sowohl auf dem Trainer- als auch auf dem Spielermarkt bereits im Sommer-Modus sind. Das von Salihamiczic derzeit erweiterte Scouting-System hilft dabei zum Teil, man vertraut aber auch auf das Knowhow der Führungsgarde. Dass Leon Goretzka ein „Top-Spieler“ sei, wisse „jeder“, sagte Salihamidzic daher – es wirkte erstmals so, als sei eine Verpflichtung des Nationalspielers nicht ganz so abwegig wie seit Tagen vorgegaukelt. Der 22-Jährige habe „große Qualität“, sei aber „bis 30. Juni ein Spieler von Schalke 04. Das respektieren wir. Mehr gibt es nicht zu sagen.“ Schade, dass die Gelsenkirchener sich nicht mehr – wie bis vor drei Jahren – ebenso auf der Aspire Academy vorbereiten.
Heuer sind die Bayern allein und haben daher auch Zeit, sich um ihre eigenen Themen zu kümmern. Um Vertragsgespräche zum Beispiel, die bei Sven Ulreich, Franck Ribery und Arjen Robben „im Frühjahr anfangen“ sollen, bei Joshua Kimmich aber schon so weit fortgeschritten sind, „dass sie hoffentlich bald zum Ende kommen“. Eine Absage erteilte Salihamidzic einem Winter-Abgang von Rafinha: „Er ist ein ganz wichtiger Spieler, wir brauchen ihn.“
Als die Sprache auf weitere Tranfers im Januar kam, sagte Salihamidzic etwas gänzlich anderes als Heynckes tags zuvor („Wir sind durch“). „Schauen wir mal. Wir halten uns alle Optionen offen.“ Diplomatisch gelöst – auch nicht immer das Schlechteste.