„Ein Winterwechsel ist durch“

von Redaktion

Rafinha über Vertragsgespräche, das Triple-Gefühl und Fußball als Genuss – bis zum Schluss

Doha – Die Ankunft gestern Abend in München war für Rafinha besonders hart. Wer von Brasilien über Katar nach Deutschland fliegt, bereitet sich zwar Schritt für Schritt auf kältere Temperaturen vor – kriegt aber trotzdem einen Kälteschock. Im Moment aber, so scheint es, macht der 32-Jährige das gerne für den FC Bayern. So lange, wie ihn der Verein halten will, wie er im Interview verrät.

-Rafinha, neues Jahr – neues Glück. Was haben Sie sich vorgenommen für 2018 – ein wichtiges Jahr in Ihrer Karriere?

Die Hinrunde war super für uns als Mannschaft und für mich als Spieler. Ich habe viel Einsätze bekommen, die Mannschaft hat sehr gut gespielt, hat Selbstvertrauen getankt. Ich hoffe, dass wir in der Rückrunde so weitermachen, darauf aufbauen können. Entscheidend ist, dass wir am Ende der Saison auch Erfolg haben.

-James hat im Trainingslager dieser Tage gesagt: Mit diesem Team kann man vom Triple träumen. Ist das zu forsch – oder die Wahrheit?

Bei Bayern ist es stets der Anspruch, dass man in der Champions League so weit wie möglich kommt. Natürlich ist die Bundesliga unser wichtigstes Ziel, der Pokal danach. Aber wenn du bei Bayern spielst, ist die Hoffnung, dass wir diesen Pott noch mal gewinnen, natürlich da. Ich hoffe aber erst mal, dass es jetzt Schritt für Schritt so weitergeht, wie es unter Jupp Heynckes begonnen hat. Das ist die Voraussetzung, die Basis, auf der man Erfolg aufbauen kann.

-Es gibt also noch einige Schritte zu gehen, Einiges zu verbessern?

Natürlich, ganz klar. Das ist jedoch alles noch so weit weg, ein extrem weiter Weg bis zu einem möglichen Champions League-Finale. Jetzt kommen ja erst einmal die Achtelfinalspiele gegen Istanbul. Aber natürlich wäre es genial, wenn wir das noch mal schaffen würden. Von diesem Endspiel zu träumen, ist erlaubt – es ändert aber nichts daran, dass wir in jedem Spiel konzentriert spielen müssen. In der Liga genauso wie im Pokal und in der Champions League.

-Xavi Hernandez – Botschafter der WM 2022 in Katar – sieht den FC Bayern als Favoriten auf den Henkelpott.

Wenn ein Spieler mit so einer erfolgreichen Karriere das so sieht, ist das eine Ehre für uns – und so ein Mann muss ja auch Recht haben, oder (lacht)? Im Ernst: Er hat so viel gewonnen, alles, was es gibt. Er kennt sich aus im Fußball und kennt uns. Er weiß, wie wir spielen, wer wir sind, dass immer mit uns zu rechnen ist.

-Ist es ein Vorteil, dass der Fokus nun – wo man in der Bundesliga elf Punkte Vorsprung und im Pokal die vermeintlich stärksten Gegner ausgeschaltet hat – auf der Champions League liegen kann?

Wir haben dadurch zumindest gute Voraussetzungen. Es schadet nicht, Vorsprung zu haben. Ich habe das Gefühl, dass wir in dieser Saison bereit sind, noch mal ein Double zu holen, es wäre das vierte in meiner Karriere. Wenn dann noch mehr geht, dann wollen wir auch das.

-Treiben die Gefühle von 2013 Sie und die anderen, die schon dabei waren, besonders an? Auch damals war Jupp Heynckes Trainer.

Das ist noch etwas zu früh, weil sich das Gefühl auch in diesem Jahr erst nach und nach entwickelt hat. Aber ich habe zumindest das Gefühl, dass es wieder so werden kann, wenn wir weiter so arbeiten wie bisher. Die Stimmung, der Teamgeist – all das stimmt. Und im Trainingslager haben wir in meinen Augen die Grundlagen gelegt, um auch gleich positiv in die Rückrunde starten zu können. Auch das ist wichtig für das Gefühl, erfolgreich sein zu können.

-Wie gut tut Heynckes Ihnen persönlich?

Super. Ich fühle mich unter ihm wohl, hatte viele Einsätze und habe gute Leistungen gebracht. Ich bin sehr zufrieden, auch mit der Chance, die der Trainer mir gibt. Aber man muss auch sagen: Ich arbeite sehr hart dafür. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen, bin ganz ruhig.

-Ruhig, obwohl Ihr Vertrag im Sommer ausläuft?

Ich genieße jeden Tag meiner Zeit hier. Ich sauge alles auf, bis zur letzten Sekunde bei diesem Klub – egal, wann sie sein wird. Ich bin sehr glücklich hier bei Bayern, mache mir gar keinen Kopf über den Vertrag oder das, was danach kommt.

-Ihr Berater hatte aber sogar einen Winterwechsel nicht ausgeschlossen.

Dieses Thema hat sich erledigt, das ist durch. Der Verein plant mit mir, will mich bis zum Ende der Saison halten. Und mich freut und ehrt das natürlich. Ich werde versuchen, meine Arbeit gut zu machen, solange ich dieses Trikot trage. Und am Ende der Saison schauen wir, was passiert.

-Haben Sie einen Zeitpunkt im Kopf, an dem Sie Klarheit haben wollen?

Nein, gar nicht. Ich erfülle meinen Vertrag – wie immer mit 100 Prozent. Mit großer Lust, jeden Tag mit Freude. Ob wir also jetzt reden, im Frühjahr oder am Ende der Saison, ist für mich im Moment nicht wichtig.

-Sie sind seit sieben Jahren in München, waren sieben Mal mit in Doha. Merkt man die Knochen mit 32 Jahren doch mehr als am Anfang?

Ehrlich gesagt: Ich merke gar nichts. Ich fühle mich einfach nur gut und würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass ich am besten Moment meiner Karriere bin. Körperlich und mental. Fit und glücklich. Das macht mich wirklich froh. Fußball ist für mich einfach Spaß, ein Genuss – so soll es weiterhin sein.

Interview: Hanna Raif

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