Doha – Es wurde geackert, es wurde geschwitzt, es wurde geflucht, es wurde gelacht: Die acht Trainingseinheiten von Doha sowie das 6:0 im Testspiel gegen Al-Ahli haben einen guten Überblick über die Form des FC Bayern zum Start ins Jahr 2018 geboten. Und wie immer gibt es: Gewinner und Verlierer.
Die Doha-Gewinner
Sandro Wagner: Zum Einstand sang der Neuzugang im Essensraum des Teamhotels „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Da muss jeder mal durch – und wenn man sich ansonsten so schnell integriert wie der 30 Jahre alte Rückkehrer, kann man sich eine Peinlichkeit auch erlauben. Er wurde gelobt von allen Seiten und wirkte nicht mal auf dem Hinflug wie ein Fremdkörper. Wagner scheint in diese Mannschaft rein menschlich bestens zu passen und deutete mit seinem Treffer im Testspiel auch an, dass er Robert Lewandowski ersetzen kann. Dass der Pole wegen der Knieprobleme, die ihn auch vor Weihnachten schon geplagt hatten, in Doha nur auf dem Nebenplatz trainierte, machte den Einstieg für Wagner noch leichter. Am Freitag gegen Leverkusen wird er aller Voraussicht nach beginnen – und zeigen können, ob er ein echter Gewinner dieser Vorbereitung ist.
Sven Ulreich: Auch den Rückflug trat der Torhüter mit gekühltem Mittelfinger an, das änderte aber nichts daran, dass er sich die ganze Woche über hart im Nehmen gezeigt hatte. Zwei Tage nach seiner schmerzhaften Stauchung stand der 29-Jährige wieder zwischen den Pfosten und knüpfte auch im Testspiel an seine guten Leistungen aus der Hinrunde an. Ein sicherer Rückhalt, solange Manuel Neuer fehlt. Und das dürfte noch länger der Fall sein.
Arjen Robben: Das Trainingslager ist immer erst offiziell beendet, wenn Arjen Robben den Platz verlässt. Am Sonntag dehnte sich der Niederländer noch, als alle anderen längst im Teamhotel waren. Voller Einsatz in jeder Sekunde – so hält es der 33-Jährige, der sich von seinem Alter nicht bremsen lässt. Er selbst sprach nach dem ersten Einsatz nach eineinhalbmonatiger Verletzungspause von „noch viel Luft nach oben“ – und Hasan Salihamidzic sollte gesehen haben, dass es eine gute Idee wäre, diesem Mann noch mal einen Vertrag zu geben.
Kingsley Coman: Nach der letzten Einheit schlenderte der Franzose Arm in Arm mit David Alaba ins Hotel. Der linke Flügel der Bayern – in Liebe vereint. Nun ja, die beiden verstehen sich auf und neben dem Platz sehr gut. Coman zeigte auch in Doha, dass er immer besser zurecht kommt in diesem Team, in dem er aktuell der Profis ist, der am längsten an den Verein gebunden ist (bis 2023). Er könnte so weit sein, auch in großen Spielen mal den Unterschied zu machen.
Die Doha-Verlierer
Joshua Kimmich: Als das Trainingslager für ihn losging, war es auch schon wieder rum. Als Bilanz stehen: Drei Tage im Bett, zwei Tage Einzeltraining, eine Einheit mit dem Team. Man sah dem 22-Jährigen an, dass er a) krank war und ihn das b) richtig wurmte. Die Woche war für Kimmich eine zum Vergessen – immerhin aber weiß er, dass er gesetzt sein wird, wenn die Mandelentzündung auskuriert ist.
Arturo Vidal: Im letzten Trainingsspiel hörte man den Chilenen ausschließlich fluchen. Hier ein Pressschlag, dort ein schlechtes Abspiel. Es war nur eine Momentaufnahme – sie sprach allerdings dafür, dass Vidal derzeit entfernt ist von seiner Topform. Die Intensität, in der vor allem zu Beginn der Woche über die Verpflichtung von Leon Goretzka geredet wurde, war ebenso bezeichnend. Zwar sagte Jupp Heynckes: „Ich kenne meinen Arturo. Wenn er fit ist, macht er uns noch besser.“ Und trotzdem wäre eine Trennung im Sommer für niemanden mehr richtig überraschend.
Franck Ribery: Bei der Bewertung von Franck Ribery muss man vorsichtig sein. Denn nach unauffälligen ersten Einheiten wurde der Franzose im Laufe der Woche immer besser. Mit ein wenig mehr Spritzigkeit wird er auch in der Rückrunde in der Lage sein, Topleistung zu bringen. Im Vergleich zu Arjen Robben, der parallel zu seinem Flügelpartner um einen Vertrag kämpft, fiel er aber deutlich ab. Sollten die Bayern nur einen der beiden Altmeister weiterbeschäftigen wollen, hat der ein Jahr jüngere Robben bessere Chancen.
Die Jungen: Es gab Jahre, nach denen man im Trainingslager von den aufstrebenden Julian Green und Mitchell Weiser gesprochen hat. Von Felix Götze, Marco Friedl, Niklas Dorsch, Ron-Thorben Hoffmann und Lukas Mai hat man heuer hingegen nicht wirklich viel zu berichten. Ja, die Jungs waren dabei und machten ihre Sache ordentlich. Man merkte aber deutlich, wo noch Defizite sind. Dorsch durfte sich immerhin als Testspiel-Torschütze eintragen, Mai fiel durch seine Robustheit auf. Friedl kehrte mit geschwollenem Knöchel heim.