Gerade mal sechs Tage war der Bayern-Tross heuer in Katar – und während Marketing-Aktivitäten für Spieler aufgrund der Kürze der Zeit komplett gestrichen wurden, gab es für uns Journalisten trotzdem welche. Man hat schon in den vergangenen Jahren gemerkt, dass die Kataris ihre Bemühungen, ausländische Gäste über den Fortschritt der Baumaßnahmen für die WM 2022 zu informieren, nach und nach verstärken. Während bisher aber lediglich Baustellen besichtigt werden konnten, ging es diesmal erstmals in ein fertiges Stadion. Wir durften quasi WM-Luft schnuppern.
Alles bestens organisiert, alles komplett durchgeplant, jede zu vermittelnde Botschaft optimal platziert. Und während sich die Männer unserer Gruppe (also alle außer mir) eigentlich nur darauf freuten, zum Abschluss des Termins gegen WM-Botschafter Xavi Hernandez auf dem heiligen Rasen kicken zu dürfen, blieb bei mir gleich der erste Programmpunkt hängen. Wir standen auf der Tartan-Bahn, als wir auf die Kühlsysteme aufmerksam gemacht wurden, die eigentlich unscheinbar wirken – aber das Herzstück dieses Stadions sind, in dem das ganze Jahr über Sport getrieben werden soll.
Die Erklärung der Temperaturregulation klang simpel, auch die Düsen – oben für das Publikum, unten für die Spieler – sehen vergleichsweise harmlos aus. Dahinter aber stecken: Viel Technik und noch viel mehr Geld. Allein das unweit des Trainingsplatzes der Bayern auf der Aspire Academy stehende Nationalstadion wurde für knapp 80 Millionen Euro umgebaut, um den neuen Standards zu genügen. „Cooling System“ nennen die Organisatoren den Mechanismus, bei dem aus Wasser, das aus drei Kilometern Entfernung gepumpt wird, im Inneren des Stadions angenehme 24 bis 28 Grad gezaubert werden. „Öl schwimmt oben“, erklärte uns ein Mitarbeiter, heißt: „Die warme Luft bleibt oben, die kühle unten bei den 40 000 Zuschauern.“
Das WM-Turnier in knapp vier Jahren wird ja im November angepfiffen, das heißt für alle Beteiligten: Das Klima wird sich nicht allzu sehr unterscheiden von jenem, das wir nun eine knappe Woche genießen durften. Am Abend, als dieser Termin stattfand, trug ich übrigens eine dicke Jacke und einen Schal – und die Jungs waren froh, dass sie mit dem ehemaligen Barcelona-Star Xavi ein wenig ins Schwitzen kamen. Ich sag’s mal so: Eine Heizung wäre mir an diesem Abend lieber gewesen. hlr