Eishockey

Das vierte Halleluja-Spiel

von Redaktion

EHC München schlägt Nürnberg 4:3 und legt fünf Punkte zwischen sich und den großen Widersacher

Von Günter Klein

München – Der Spielplan der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist nicht so fein durchgetaktet wie der der Fußball-Bundesliga mit ihrer sauberen Trennung in Hin- und Rückrunde, der gleichen Reihenfolge, in der die Gegner kommen und dem verlässlichen Wechsel von Heim- und Auswärtsspiel. Im Eishockey geht es wild durcheinander. Nürnberg als Münchner Kontrahent war schon vor zwei Wochen zum Auftakt der Hockey-Halleluja-Serie in der Olympiahalle da – und gestern erneut. Diesmal in der regulären Eishalle, vor der sich aber ebenfalls eine Ausverkauft-Schlange bildete. Erster (EHC) gegen Zweiten (Nürnberg), da geht man hin. Sozusagen das vierte Halleluja.

Mit einem Halleluja-Ergebnis. Der EHC gewann. Am 30. Dezember war es noch etwas mühsam auf den letzten Drücker der Verlängerung geschehen, nun klappte es in der regulären Spielzeit. Mit dem 4:3 (1:1, 1:1, 2:1) baute München die am Freitag erst zurückgewonnene Tabellenführung aus. Auf 89:84 Punkte.

München und Nürnberg sind – zumal die Eisbären Berlin, die gestern in Mannheim 2:6 unterlagen, den Kontakt zur Spitze verlieren – die beiden prägenden Mannschaften der Liga. Und jede von ihnen spielt auch ganz anders. Kommt auch mit einem anderen Konzept zu ihren Treffern.

Don Jacksons Münchner versuchen es mit dem Aufbau permanenten Drucks, mit Puckbesitz, mit fünf Mann, die den Gegner in dessen Verteidigungszone festnageln. Am Ende einer Aktionskette steht dann ein Tor, und es wirkt so logisch wie das 1:0 durch Michael Wolf (11. Minute), das der EHC souverän und ruhig ausspielte – jedoch begünstigt durch ein Fünf-gegen-drei-Überzahlspiel.

Rob Wilson lässt seine Nürnberger anders agieren. Bei ihnen liegt die Aufmerksamkeit auf der Zweckmäßigkeit in der Defensive. Das war das Jahresziel: In dieser Kategorie besser sein als München, der Meister von 2016 und 17; nur so könne man ihn entthronen, sagt Wilson. Die Ice Tigers lauern Fehlern entgegen, die der EHC macht. Schnell wird dann umgeschaltet. Ein perfektes Beispiel war das 1:1. Da genügte es, dass ein Münchner wegrutschte (Maxi Kastner) und ein anderen nicht mehr hinterherkam (Keith Aucoin, auf die 40 zugehend) – schon war der Nürnberger Eugen Alanov mittendrin in einem Solo, das er nach eigener Aussagen bei Telekomsport „eiskalt nutzte“ und mit seinem ersten DEL-Treffer abschloss (ein zweites folgte noch).

Ein typischer Nürnberg-Streich auch das 2:1. Patrick Buzas aus dem vierten Sturm luchste EHC-Verteidiger Seidenberg die Scheibe ab, spielte sie quer zu Petr Pohl, und der jagte sie direkt vorbei an Münchens Torwart Aus den Birken (28.). Die Ice Tigers waren stärker im zweiten Drittel, hatten einige Situationen, in denen sie in Überzahl aufs EHC-Tor zuliefen. Doch sie spielten diese Szenen nicht richtig aus und gestatteten es den Münchnern, im Spiel zu bleiben.

Don Jacksons Team erlebte die Wiederauferstehung. Noch im Mitteldrittel (38.) glich Brooks Macek aus, im letzten Durchgang ging es in diesem Stil weiter mit Treffern von Matsumoto und Macek (43., 45.). Brooks Macek erklärte sich zum Spezialisten dafür, „die Rebounds zu nehmen“, dem deutschen Nationalspieler gelangen die Saisontore 20 und 21. Im Abschluss war der Meister besser, im Powerplay mit zwei Treffern ebenfalls.

Der 4:2-Vorsprung stand dann aber doch noch auf tönernen Füßen. Die Ice Tigers verkürzten (Alanov/55.) und legten eine kraftvolle Schlussoffensive aufs Eis, mit der sie bestätigten: Sie bleiben der Nummer-eins-Herausforderer des Champions. Weitere Hallelujas könnten diese Saison noch folgen.

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