Bad Kleinkirchheim – Es ist kein gutes Gefühl, das Ziel einen Skirennens nur aus der Ferne zu sehen. Kira Weidle hatte in Bad Kleinkirchheim drei Möglichkeiten, am Ende der Franz-Klammer-Piste abzuschwingen, gelungen ist ihr das nur einmal, beim zweigeteilten einzigen Training. Bei den beiden Weltcup-Rennen zahlte die 21-Jährige vom SC Starnberg dann Lehrgeld. Der Super-G am Samstag endete für sie bereits weit oben, sie fuhr an einem Tor vorbei, ähnlich erging es ihr in der gestrigen Abfahrt, auch da schätzte sie Tempo und Kurssetzung falsch ein. Die Strecke, sagte sie, sei eben „Neuland“ – für Weidle, aber auch einige andere, weil beim letzten Weltcup in Bad Kleinkirchheim vor drei Jahren die Rennen wegen schlechten Wetters ausgefallen waren.
Für junge Läuferinnen wie Weidle spielt die Erfahrung bei den schnellen Disziplinen eine wichtige Rolle, erst recht, wenn die Bedingungen so schwierig sind wie in Bad Kleinkirchheim an diesem Wochenende. Weil die Piste viel zu weich war, konnte am Freitag nur auf dem oberen Abschnitt trainiert werden, am Sonntag vor dem Rennen durften die Athletinnen dann den unteren Teil befahren.
Weidle gehört zu jenen Abfahrerinnen, die sich Strecken langsam erarbeiten. „Ich mache erstmal piano, taste mich heran im Training“, denn es bringe ja nichts, zu überziehen „und dann im Zaun zu landen“. Aber dieses Mal gab es eben nichts zum Herantasten, denn bei zwei halben Trainingsläufen ist es schwierig, ein Gespür für das richtige Tempo an den Schlüsselstellen und die perfekte Linie zu bekommen.
Die beiden Siegerinnen aus Italien an diesem Wochenende, Frederica Brignone im Super-G und Sofia Goggia in der Abfahrt, hatten zwar zuvor auch noch kein Weltcuprennen in Bad Kleinkirchheim bestritten, aber sie sind eben bereits etablierte Athletinnen.
Die Saison ist für Weidle trotz der Enttäuschung in Kärnten schon jetzt ein Erfolg. Bereits im zweiten Rennen hatte sie sich für die Olympischen Spiele in Pyeongchang qualifiziert, den achten Platz bei der Abfahrt von Lake Louise will sie aber nicht überbewerten. „Das war ein extrem positiver Ausrutscher“, findet sie, denn davor hatte sie als bestes Resultat einen 17. Platz beim Heimrennen in Garmisch-Partenkirchen stehen.
Für ihre zweite Weltcupsaison sei das Ziel gewesen, sagt Weidle, sich untern den besten 20 zu etablieren. „Man kann ja am Anfang keine Wunderdinge erwarten.“ Aber an den meisten Weltcuporten war sie nun mindestens schon zweimal, hat sich an die im Vergleich zum zweitklassigen Europacup anspruchsvollere Pistenpräparierung und Streckenführung gewöhnt. „Da kann man dann auch seine Technik besser abrufen.“ Im „Neuland“ Bad Kleinkirchheim wird dies aber noch ein bisschen dauern. Der nächste Weltcup auf der Franz-Klammer-Piste findet voraussichtlich erst in 2021 statt.
Elisabeth Schlammerl