München – Schon die erste Frage offenbarte, dass das eine sehr spezielle Pressekonferenz war. „Herr Neureuther, was war als Kind Ihr Lieblingssportler?“ Felix Neureuther brauchte da nicht lange nachzudenken: „Ich wollte immer so sein wie Alberto Tomba. Der war einmal der beste Skifahrer, sehr lustig und mein absolutes Idol.“ Doch bei der Kinderkonferenz mit Münchner Schülern wurden auch heikle Themen angesprochen. Was der Skistar Felix Neureuther und seine als Biathletin berühmt gewordene Ehefrau Miriam (vormals Gössner) von Doping halten würden? Felix beschied den kleinen Gästen: „Doper sind doof.“ Miri, die junge Mama, meinte: „Doper sollten sich schämen.“
Es war der erste von vermutlich noch vielen öffentliche Auftritten von Herr und Frau Neureuther, die erst im Dezember geheiratet haben. Und das Traumpaar des deutschen Sports, das sich besonders dem Engagement für Kinder verschrieben hat, sorgte im Rahmen der Einkleidung der deutschen Olympiastarter im Münchner Postpalast für eine angenehm heitere Note. Was ja im Zusammenhang mit Winterspielen nicht unbedingt selbstverständlich ist. Gerade Felix Neureuther, 33, ist bekannt dafür, dass er sich nicht davor scheut, die dunklen Seiten Olympias anzuprangern.
Auch gestern – dann in einer richtigen Pressekonferenz – erklärte der Garmisch-Partenkirchner: „Der olympische Gedanke ist nach wie vor wahnsinnig toll. Traurig ist aber, was vom IOC daraus gemacht wird.“ Bezeichnend dafür seien auch die negativen Ergebnisse bei Volksentscheiden zu Winterspielen: „So geht Olympia den Bach hinunter.“ Keine hohe Meinung hat er von den Funktionären: „Leider ist es schwierig, in diesem System etwas zu ändern. Wenn es einer geschafft hätte, dann wäre es IOC-Präsident Thomas Bach gewesen. Das hat er leider nicht, und deshalb bin ich von ihm schon enttäuscht.“ Ein Hoffnungsschimmer ist für ihn die mögliche Teilnahme von Nordkorea: „Das wäre ein extrem wichtiges Zeichen. Der Sport kann helfen, Völker zu verbinden.“
Das Ehepaar wird die Wettkämpfe in Südkorea nur vom Fernseher mitverfolgen. Der fulminant in den Olympia-Winter gestartete Felix wurde von einem Kreuzbandriss gestoppt. Für Miri, die im Oktober die Tochter Matilda zur Welt brachte, hat die Mutterrolle ganz klar Priorität. Den Biathlonsport hat sie dennoch nicht aus den Augen verloren. Ihren früheren Teamkolleginnen bescheinigte sie, das „mit Abstand stärkste Team“ zu stellen. Und Laura Dahlmeier werde ihrer Meinung auch die Bürde extrem hoher Erwartungen meistern: „Es ist nicht einfach. Aber die Laura ist eine der mental stärksten Menschen, die ich kenne. Sie wird bei Olympia ihr Ding machen. Da kommt keine im Feld gegen sie an.“
Ob da nicht doch ein bisschen Wehmut aufkomme wegen des verpassten Olympiastarts? Miri Neureuther schüttelt da lachend den Kopf: „Meine Tochter macht mich um einiges glücklicher, als mich jede Medaille machen könnte. Matilda ist nicht mit Gold aufzuwiegen.“