„So geht’s nicht, Kitzbühel!“

von Redaktion

Abfahrer beschweren sich nach dem Training über zu weite Sprünge und zu wenig Farbe auf der Piste – Sander rastet aus

Von Jörg Köhle

Kitzbühel – Mit zerfetztem Rennanzug traf die Startnummer 41 im Ziel ein. Manuel Schmid vom SC Fischen hatte beim gestrigen ersten Trainingslauf auf der Kitzbüheler Streif gleich zweimal das Eis geküsst, erst in der Ausfahrt Steilhang, dann gleich nochmal nach dem Hausberg. Körperlich blieb er weitgehend unversehrt, da ging es ihm besser als dem kanadischen Namens-Kollegen Manuel Osborne-Paradis, der mit Knieschmerzen das Krankenhaus aufsuchen musste (wo es am Abend Entwarnung gab).

Andreas Sander schwang nach der Finish-Linie kopfschüttelnd ab und deutete mit der Scheibenwischerbewegung vor der Skibrille an, dass ihn irgendwas in Rage gebracht haben muss. Wild fuchtelnd stapfte er minutenlang durch die Mixed Zone, suchte Diskussion mit anderen Fahrern und Verantwortlichen. Grund der Empörung waren zu weite Sprünge und vor allem danach mangelhafte Farbmarkierungen bei der Landung. Blaue Linien, teilweise nicht mal durchgezogen, die der Athlet kaum richtig zur Orientierung wahrnehmen konnte. Immer wieder habe er diese Gefahr angesprochen, klagt Sander, zuletzt in Lake Louise, Beaver Creek, Gröden, nur: Es passiert nichts. „Eine Frechheit“, echauffierte er sich, „die Landungen sind extrem eisig, da kann man nicht aus drei Metern Höhe aufs Eis klatschen.“ Kollegen wie Hannes Reichelt (Österreich), Peter Fill, Christof Innerhofer (beide Italien) pflichteten dem Deutschen bei. Der Schweizer Weltmeister Beat Feuz wurde für seine Verhältnisse ziemlich deutlich: „Man muss ehrlich sein, so geht’s nicht, Kitzbühel! Man kann nicht letzte Woche in Wengen die Sicherheit über alles stellen und dann hier bei solchen Bedingungen fahren.“

Angeblich wird in den letzten Jahren bei den Linien an Farbe gespart, weil sich manche beschwert hätten, die Farbe würde bremsen. Andreas Sander beschleicht der Eindruck, sein Wort habe nicht genügend Gewicht beim Internationalen Skiverband (FIS). „Wenn Aksel Lund Svindal was sagt, dann hat das mehr Wert, als wenn ich was sage. Das ist schade. Warum hat mein Leben, mein Körper weniger Wert?“

Und was sagt Svindal als Sprecher der Athleten? „Alle sind ein bisserl überrascht gewesen, dass es so schwierig war. Es war vielleicht ein bisserl über dem Limit.“ Wie immer auf der Streif. Man werde nachbessern, bei den Sprüngen Eis abtragen, damit der Luftstand nicht zu hoch wird, versprach Renndirektor Hannes Trinkl. Heute ist aufgrund der Wetterprognosen trainingsfrei, auch morgen kündigt sich Schnee an. Aber bis zum Rennen am Samstag hat Manuel Schmid einen neuen Rennanzug.

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