Der nächste Dämpfer

von Redaktion

25:25 gegen Mazedonien: Deutsche Handballer verpassen den Gruppensieg

Von Eric Dobias und Nils Bastek

Zagreb – Christian Prokop nahm mit versteinerter Miene einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche, seine Schützlinge standen mit gesenkten Köpfen auf dem Feld. Nach dem 25:25 (12:11) gegen Mazedonien und dem verpassten EM-Gruppensieg überwog bei Deutschlands Handballern gestern Abend der Frust. Zwar zog der Europameister ohne Niederlage in die Hauptrunde ein, darf sich dort im Kampf um den Einzug ins Halbfinale aber keine weiteren Patzer mehr erlauben.

„Das war ein intensives Spiel“, sagte Prokop, der schon am Montag mit dem 25:25 gegen Slowenien einen Krimi erlebt hatte. Sekunden vor dem Ende hatte seine Mannschaft gegen Gruppensieger Mazedonien sogar noch die Chance zum Sieg, nach dem Keeper Silvio Heinevetter mit einer sensationellen Parade gegen Kreisläufer Stojanche Stoilov zwölf Sekunden vor dem Ende eine Niederlage verhinderte. „Wir spielen die letzte Szene zu undiszipliniert“, sagte der Bundestrainer verärgert.

„Das Halbfinale ist jetzt erst einmal kein Thema“, meinte Heinevetter. Das deutsche Team nimmt zwei Punkte in die zweite Turnierphase mit. Gegner in der Hauptrunde sind am Freitag Außenseiter Tschechien, am Sonntag Olympiasieger Dänemark und am Mittwoch Ex-Weltmeister Spanien, die ebenfalls alle zwei Punkte auf dem Konto haben.

Neben den überzeugenden Torhütern Andreas Wolff und Heinevetter zeigten gegen Mazedonien vor allem Steffen Weinhold (7 Tore) und der nachnominierte Finn Lemke in der Abwehr starke Leistungen. Ansonsten ließ die DHB-Auswahl vor rund 5100 Zuschauern in der Arena Zagreb vor allem in der Offensive vieles vermissen.

Der Europameister profitierte bei seinen ersten Treffern zumeist davon, dass kein Torhüter im mazedonischen Gehäuse stand. Immer wieder setzten die Mazedonier im Angriff auf den siebten Feldspieler, machten mit Ball aber zahlreiche Fehler – so dass Tobias Reichmann oder Patrick Wiencek aus der Distanz ins leere Tor warfen.

Ansonsten ließ es Prokops Mannschaft überraschend an Kreativität vermissen. Der Bundestrainer hatte diesmal zwar Steffen Fäth schon früh als Spielmacher eingesetzt. Im Aufbau aber haperte es an Tempo und Variabilität. Dass die Mazedonier nicht schon früh deutlich davonzogen, lag vor allem am überragenden Torhüter Wolff, der zahlreiche Versuche entschärfte. Und dann wurde auch Rückkehrer Lemke immer stärker. Er hielt die Defensive zusammen, dirigierte, motivierte – und überzeugte früh mit seinem aggressiven Abwehrspiel. Nach rund 20 Minuten lag die deutsche Auswahl erstmals mit drei Toren (10:7) in Front. Was der Titelverteidiger aber insgesamt im Angriff ablieferte, blieb schwach. Die DHB-Auswahl bekam keine Konsequenz in ihre Abschlussaktionen.

Da aber der später eingewechselte Heinevetter wie zuvor Wolff überzeugte, blieb Prokops Team im Spiel. Zwölf Sekunden vor dem Ende rettete Heinevetter gegen Stoilov. Zum Sieg reichte es nicht mehr.

Wenige Stunden vor der Partie hatte die Europäische Handball-Föderation (EHF) endgültig den Punktgewinn des DHB-Teams im Vorrundenduell mit Slowenien bestätigt. Der WM-Dritte scheiterte mit seinem Protest gegen die 25:25-Wertung des Spiels auch in zweiter Instanz, steigt aber nicht wie zuvor angedroht aus dem Turnier aus.

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