Der Flughafen im Norden Münchens ist ein anerkannt wichtiger Knotenpunkt – nicht ohne Grund streben einflussreiche Leute den Bau einer dritten Startbahn an. Von Interesse ist „MUC“ aber auch für Münchner Fußballklubs und deren Beobachter. Nicht die Startbahn, sondern das Ankunftsgate. Eintreffende Spieler lassen Rückschlüsse auf geheime Transferaktivitäten zu. Dazu gibt es, vor allem aus 1860-Sicht: Verräterische Funktionärsfernflüge – aus Abu Dhabi kommend.
Löwen-Fans gibt es noch immer genug im Freistaat, und so blieb nicht lange im Verborgenen, dass zwei prominente Funktionäre aus jener Destination im mittleren Osten einschwebten, in der Hasan Ismaik seinen Firmensitz hat. Zufall? Wohl kaum. Sämtliche Beteiligten verweigern zwar die Aussage, doch es ist keine allzu kühne Übung, in diesem speziellen Fall 1 + 1 zusammenzuzählen. Bereits im November hatte Ismaik erklärt, „mit einer herausragenden Münchner Persönlichkeit in sehr guten Gesprächen“ zu sein; zuletzt kündigte er den Einstieg „einer neuen Vertrauensperson“ an. Und wer würde bestreiten, dass diese Beschreibung bestens auf das jüngst ertappte Duo zutrifft? Auf den ehemaligen Präsidenten Cassalette. Und auf MAN-Betriebsratschef Stimoniaris, der kürzlich ohne Angabe von Gründen aus dem Verwaltungsrat geflüchtet ist.
Kommt es, wie Insider orakeln, dann wird Ismaik die beiden 1860-Schwergewichte in den Aufsichtsrat der KGaA verpflanzen, dem er selber vorsteht. In jedem Fall sieht es so aus, als würde sich eine Opposition formieren, die der geheimbündlerischen Anti-Ismaik-Front den Kampf ansagt. Leicht wird das nicht, denn die entschlossene, investorfeindliche Retro-Fraktion hat sich in allen anderen Gremien des Vereins breitgemacht: im Präsidium, dem E.V.-Verwaltungsrat, sogar im Wahlausschuss.
Im Sinne der Demokratie sind zwei starke Pole zu begrüßen. Wie viel Machtgerangel der abgestürzte TSV noch verträgt, wird sich zeigen – der Riss, der sich durch den Klub zieht, ist ja jetzt schon so groß wie mancher Mauerspalt im antiken 60er-Stadion. Keine Seite traut der anderen über den Weg, das Klima ist geprägt von Misstrauen, Intrigen, von sich zuspitzender Rhetorik. Das eine Lager spürt Nadelstiche, das andere sucht Maulwürfe. Alle mobilisieren und „gschafteln“ – nur an den Verein denkt keiner.
Mag sein, dass die nächste Mitgliederversammlung zur nächsten Revolte führt. Nur: Was soll das alles? Am Ende ist es wie beim Tauziehen. Die einen zerren mit Urgewalt nach links, die anderen nach rechts. Das Ergebnis ist, solange keine Seite einknickt: Stillstand – und viel vergeudete Energie.