Mit dem nötigen Galgenhumor ins Finale

von Redaktion

Auch beim Bob-Weltcup am Königssee ist noch nicht klar, wer in Pyeongchang mit wem startet – Jamanka kämpft bis zum Schluss um Drazek

München – Am Tag vor dem Wettkampf, „nein“, sagte Mariama Jamanka, „das wäre wirklich zu spät“. Sie muss selbst ein wenig lachen bei der Aussage, obwohl das Thema, über das sie redet, ja eigentlich alles andere als lustig ist. Aber vielleicht muss man Galgenhumor beweisen, wenn man rund drei Wochen vor dem Beginn der Olympischen Spiele in jener Situation steckt, in der sich die deutschen Bobfahrerinnen befinden.

An diesem Wochenende findet der letzte Weltcup der Saison statt. Ein besonderer freilich, denn zum einen steigt er am Königssee und zum anderen vereint er Saisonfinale und Generalprobe in einem Rennen. Aber Jamanka weist dem Heimspiel der BSD-Athleten trotzdem keine spezielle Bedeutung zu. Sie sagt: „Ich schaue inzwischen von Lauf zu Lauf“, und sie weiß immerhin, dass sie am Samstag mit Lisa Marie Buckwitz an den Start gehen wird. Also jener Bremserin, die ursprünglich auf dem Schlitten von Stefanie Schneider – der zweitbesten Deutschen – saß. Die wiederum fährt mit Jamankas Anschieberin Annika Drazek. Wie die Olympia-Besetzung aussieht? Weiterhin unklar.

Das Spielchen, das Bundestrainer Rene Spies mit seinen Mädels seit Monaten treibt, ist schwer zu durchschauen. Dass Jamanka immerhin davon spricht, dass „die Situation nicht angespannter ist als in den letzten Jahren“, spricht für den Teamgeist im Frauen-Team. Sie kann verstehen, dass der Chefcoach alle Konstellationen testen will – Drazek ist auch schon mit der dritten Olympia-Starterin Anna Köhler an den Start gegangen. Und sie versteht auch die Gedankengänge, die neben ihr die anderen Pilotinnen haben: „Man kann niemandem vorwerfen, wenn er das Beste erreichen will. So geht es mir ja auch.“

Aktuell steht Jamanka nach drei Podestplätzen in diesem Winter am besten da. Ihren aktuell dritten Platz im Gesamtweltcup würde sie bei Erreichen ihres Zieles („ein Podestplatz“) behalten. Das Problem ist nur, dass meistens diejenige die beste Deutsche ist, auf deren Bremse Annika Drazek sitzt. Die Gladbeckerin gilt als mit Abstand Schnellste ihrer Zunft, von einem „ganz anderen Schub“ sprach Jamanka schon mal. Im Vorjahr kam das Duo bei der WM auf den vierten Platz, heuer würde man ihnen in Pyeongchang Edelmetall zutrauen.

Wenn man Jamanka und Drazek in der Woche nach ihrem zweiten Platz in St. Moritz beobachtet hat, konnte man sehen, dass diese beiden sich eigentlich nicht trennen lassen wollen. „Man kennt sich, man mag sich, man hat schon viel miteinander erlebt“, sagt die 27 Jahre alte Jamanka. Ein Luft-Küsschen vor der Kamera war ein eindeutiges Zeichen an Spies. Aber Jamanka weiß: „So was ist bei Rene relativ zwecklos.“ Der ehemalige Pilot weiß seine Damen schon zu nehmen.

Böse ist ihm keine Athletin, denn sie alle kennen die Taktik aus dem Vorjahr. Konkurrenzkampf belebt das Geschäft – und es ist für Jamanka und Co. immerhin „eine Genugtuung“, dass sie nun als Medaillenkandidatinnen gehandelt werden, obwohl der Coach ihre WM-Fahrten im Vorjahr als „Fahrschule“ bezeichnet hatte. Da lacht die sympathische Jamanka wieder. Galgenhumor – nur andersrum. hanna raif

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