Hamburg – Mit Tränen in den Augen fuhr Trainer Markus Gisdol letztmals vom Parkplatz des Hamburger SV. Bis zuletzt hatte der 48 Jahre alte Schwabe gehofft zu bleiben, aber Vorstandschef Heribert Bruchhagen konnte am Sonntag nicht anders: Einen Tag nach dem 0:2 gegen den Tabellenletzten 1. FC Köln beurlaubte er den Coach, der den Klub in der Vorsaison vor dem Abstieg gerettet hatte.
„Wir glauben, dass neue Impulse zwingend notwendig sind, um das nach wie vor angestrebte Ziel Klassenerhalt zu erreichen“, sagte Bruchhagen.
Gisdols Nachfolger ist laut „Bild“ bereits gefunden: Der ehemalige HSV-Profi Bernd Hollerbach hat angeblich bereits einen Vertrag bis Juni 2019 unterschrieben. Der 48 Jahre Franke trainierte bis zum Sommer vergangenen Jahres den Zweitliga-Absteiger Würzburger Kickers.
Gezeichnet nahm Gisdol Abschied von seiner Mannschaft und seiner Arbeitsstätte der vergangenen 17 Monate. „Ich hätte gerne weitergemacht. Ich muss das akzeptieren“, seufzte er. „Ich will erst mal heim.“ Gisdols Co-Trainer Frank Fröhling und Frank Kaspari mussten ebenfalls gehen. Das Training übernahm am Sonntag Athletik-Coach Daniel Müssig.
Der Dauer-Krisenklub HSV befindet sich im Sturzflug Richtung 2. Liga. Nur 15 Punkte aus 19 Spielen stehen zu Buche. So wenige Zähler hatte der Traditionsklub nicht einmal im Relegationsjahr 2013/2014 und in der Katastrophensaison 2016/2017 nach 19 Spielen. Vor allem die Offensivabteilung ist ein Totalausfall. Ganze 15 Tore erzielte der HSV in dieser Saison. Gisdol hatte Verstärkungen gefordert – gekriegt hat er sie nicht.
Die HSV-Fans sind längst genervt und wenden sich zunehmend von ihrem Klub ab. Mit einer 30-minütigen Blockade der Stadionzufahrt verschafften sie sich nach der Niederlage gegen Köln Luft. Einige Profis wie Mergim Mavraj, Gotoku Sakai, Aaron Hunt und Dennis Diekmeier stellten sich und beruhigten die aufgebrachten Anhänger. Bedingungslose Unterstützung kommt aber wohl erst wieder auf, wenn unter dem neuen Trainer Punkte eingefahren werden. dpa