Oberstdorf – Die Blitz-Rückkehr mit Bronze im Einzel dürfte den gefeierten Ski-Adler Richard Freitag auch über die knapp verpasste Team-Medaille hinwegtrösten. Einen Tag nach seinem ersten Edelmetall in einem WM-Einzel blieb Freitag gestern mit Andreas Wellinger, Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe im Teamwettbewerb der Flug-WM nur Rang vier. Das Quartett musste sich Weltmeister Norwegen um Champion Daniel Andre Tande, Slowenien und Polen um Kamil Stoch geschlagen geben. „Wir waren als Team einfach zu schlecht. Es ist bitter, aber das bringt uns jetzt auch nicht um“, sagte Eisenbichler, nachdem knapp zehn Meter auf Bronze fehlten.
Tags zuvor war Freitags WM-Podest-Premiere wie eine Erlösung für den 26-Jährigen. „Das ist eine ganz tolle Geschichte, vor allem für Richard persönlich. Da hat er lange für kämpfen müssen. Das kann auch ein Türöffner für Weiteres sein“, sagte Bundestrainer Werner Schuster, der sich nach dem Erreichen des Mindestziels von einer Medaille bei der Heim-WM in Oberstdorf erleichtert zeigte. Dass es im Team nicht zu mehr reichte, lag nicht an Freitag, der mit Flügen auf 221,5 und 216,5 Meter erneut überzeugte.
Gut zwei Wochen nach seinem Sturz in Innsbruck wagte der Sachse für das Großereignis in seiner Wahlheimat einen Kaltstart – und wurde belohnt. „So zurückzukehren, ist ein Traum. Die Medaille ist grandios und extrem wertvoll für mich“, sagte Freitag nach dem Einzel, nachdem er nach Flügen auf 228, 225 und 190,5 Meter nur von Tande und Stoch geschlagen war. Von seinem großen Erfolg erfuhr Freitag im Aufwärmraum, als der vierte Durchgang wegen immer stärkerer Winde und Schneefalls abgebrochen werden musste.
„Das ist schon eine komische Situation. Wenn du hochfährst und dich auf den Sprung vorbereitest und plötzlich wird gesagt, okay, du hast eine Medaille“, sagte Freitag. Während der neue Champion Tande hemmungslos losweinte, wirkte Freitag in sich gekehrt und lächelte zufrieden. „Bei Daniel kamen alle Gefühle, bei mir war es eher so überhaupt nicht da“, sagte er. Bronze kam überraschend, Freitag hatte bis zur WM zwei Wochen lang keinen einzigen Sprung auf der Schanze absolviert.
Im Team hatten Wellinger (226 und 212 m) und Freitag ihre Leistung gebracht, Eisenbichler und Leyhe die nötige Konstanz und Flugqualität vermissen lassen. „Die Enttäuschung ist extrem groß. Jeder eineinhalb Meter weiter, dann hätte es schon gereicht. Jetzt ist es halt so“, sagte Wellinger. Bei der Siegerehrung im Auslauf der Heini-Klopfer-Skiflugschanze musste Freitag diesmal zusehen, wie andere jubelten.
Seine Rückkehr machte dem DSV-Team allerdings Mut. „Er hat eine fantastische Leistung geboten, vor allem mental. Er hat das sensationell hingekriegt“, lobte Schuster seinen Top-Schützling. Freitags Auftritt „war mental schon eine der größeren Leistungen, die ich gesehen habe, seit ich Trainer bin“, meinte der Österreicher.
Zur Saison-Halbzeit kann sich die DSV-Bilanz auch ohne Olympiasieger Severin Freund sehen lassen, auch wenn die so sehr herbeigesehnte Team-Medaille bei der Heim-WM ausblieb. Freitag hat drei Weltcups gewonnen und eine Medaille bei der Skiflug-WM geholt, Wellinger als Tournee-Zweiter und Weltcup-Sieger ebenfalls Eindruck hinterlassen. „Richard hat sich selbst und auch uns viel Druck genommen und einen super Auftakt in diesen Medaillen-Winter gelegt“, sagte Schuster.