Eineinhalb Minuten – und der Meister ist zerlegt

von Redaktion

Bis weit ins letzte Drittel hinein führt der EHC München, dann lässt er sich von leidenschaftlichen Augsburgern überrollen

Von Günter Klein

Augsburg – Wird es an der Spitze der Deutschen Eishockey-Liga noch spannend? Könnte sein. Tabellenführer EHC München hat gestern gepatzt, sich in Augsburg, beim Zwölften, im letzten Drittel überfahren lassen und 1:4 verloren. Verfolger Nürnberg, noch fünf Punkte zurück, spielt heute gegen Köln – und kann aufholen.

Das Derby zwischen Schwaben und Oberbayern , das vierte dieser Saison, stand unter dem besonderen Vorzeichen, dass es die gesundheitlich stabil durch die Saison gekommenen Augsburger am vergangenen Wochenende schwerer erwischt hatte. Einer der Kanadier, Michael Davies, fällt bis Saisonende aus, ein zweiter, Torjäger Trevor Parkes, bis zur Olympiapause. Und aus dem 7:1 gegen Krefeld am Sonntag waren diverse Akteure lädiert gegangen. Drew Leblanc, der Spielmacher, wurde noch während der Partie zur Zahnärztin gebracht – ein Puck hatte eingeschlagen.

Aber, es geht ja darum, noch in die Pre-Playoffs zu kommen: Leblanc biss zusammen, was an Zähnen noch da war. „Er wird mit Vollvisier spielen, aber er spielt“, kündigte der Augsburger Stadionsprecher, im Zivilberuf Religionslehrer am Humanistischen Gymnasium, kämpferisch an. Motto: Dann ist alles möglich.

Die Augsburger boten dem Meister aus München die Stirn, ohne in einen blinden Heimmannschafts-Offensivrausch zu fallen. Die Angriffe wurden überfallartig vorgetragen, in der Defensive arbeiteten die Panther mit Leidenschaft – sodass der Münchner Steve Pinizzotto bald bemerkte, dass es im Pirouetten-Modus hier nicht funktionieren würde. Der EHC setzte sich phasenweise im Augsburger Drittel fest, doch die größte Chance des ersten Drittels hatte im da einzigen AEV-Überzahlspiel T.J. Trevelyan. Das EHC-Tor stand offen, David Leggio, der Schlussmann, lieferte jedoch einen Monster-Save ab.

Das 0:0 hielt bis zur 28. Minute. Augsburg leistete sich eine kleine Nachlässigkeit (durch Abwehrstar Brady Lamb), eine Sekunde später erzielte Frank Mauer die Führung für den EHC München. Eiskalt. Lamb warf verärgert über sich den Kopf in den Nacken.

Trotz des Derby-Charakters merkte man beiden Teams an, dass ihnen die Trainer ein „Disziplin first“ verordnet hatten. Ende des zweiten, Anfang des letzten Drittels kam der EHC leicht ab von diesem Pfad, im Augsburger Druck zog er einige Strafzeiten und hatte sogar zwei Drei-gegen-Fünf-Situationen zu bestehen. Leggio hielt vieles, bis ihn in der 55. Minute Trevelyan auszockte – 1:1. Und das war der Auftakt zu etwas Großem für den Kleinen der DEL. Denn auch die nächsten beiden Angriffe saßen: durch Daniel Schmölz und Matt White. Eineinhalb Minuten hatten genügt, um München auseinanderzunehmen. Das 4:1 zelebrierte der AEV durch Schmölz ins leere Münchner Tor (58.). Stadionsprecher-Schlusswort: „Verrücktes Spiel.“

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