Die Gültigkeit von Verträgen im Fußball, sie ist ja seit Längerem sowieso nur noch so etwas wie eine beliebige Größe. Ein Richtwert, auf den man sich berufen kann, wenn man will, den man aber auch gut ignorieren kann, wenn das besser in die Karriereplanung passt. Streikende Profis wie Ousmane Dembele oder Pierre-Emerick Aubameyang sorgen zwar für Kopfschütteln, erreichen aber meist den gewünschten persönlichen Erfolg. Zinedine Zidane sagte vor wenigen Wochen einen Satz, der die Entwicklung in der Branche bestens beschreibt: „Einen Vertrag zu haben, bedeutet gar nichts.“
Man darf davon ausgehen, dass der Trainer von Real Madrid in naher Zukunft nicht streiken wird. Er tut es zumindest bisher nicht, obwohl er in der spanischen Liga als Vierter 19 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Barcelona hat und als amtierender Meister sowie Champions League-Sieger gegen Außenseiter CD Leganes im Viertelfinale des Pokals ausgeschieden ist. Und er würde es wohl auch nicht tun, sollte er in der Liga aus den Startplätzen für die Königsklasse rutschen und im Champions League-Achtelfinale gegen Paris St. Germain ausscheiden. Dann allerdings dürften sich die Verantwortlichen um Präsident Florentino Perez die Frage stellen, wie man ein bis 2020 gültiges Arbeitspapier beendet.
Der Trainerberuf ist in dieser Hinsicht ja schon immer von Risiko begleitet, und so hatte Zidane natürlich Recht, als er bei der Verlängerung seines Kontraktes im Herbst auf die Nichtigkeit dieses Schriftstücks hinwies. Damals wollten die Königlichen ein Zeichen setzen, sich hinter ihren „Zizou“ stellen, obwohl dessen Politik nicht jedem gefiel. Heute müssen sich die Klubobersten mit der Frage beschäftigen, wie lange sie ihn gewähren lassen. Der Lack des Star-Ensembles um Cristiano Ronaldo bröckelt schon die gesamte Saison über stetig ab. Real ist – verglichen mit dem Vorjahr – ein Schatten seiner selbst.
Man spricht nun von diesen Endspielen gegen Paris. Ex-Bayern-Coach Carlo Ancelotti kann bei Bedarf gerne berichten, dass das nicht unbedingt eine dankbare Aufgabe ist. Zidane sprach schon nach dem blamablen Pokal-Aus – in dem er Ronaldo, Gareth Bale und Toni Kroos übrigens geschont hatte – von der „schlimmsten Nacht meiner Trainerkarriere“. Seine Laufbahn an der Seitenlinie ist allerdings noch jung. Wer die Branche durchschaut hat wie er, dürfte wissen, dass auch die Großen vor den gängigen Mechanismen nicht verschont bleiben.