„. . .  dann scheppert’s“

von Redaktion

Trainer Bertholds heißer Olympia-Tipp: Andreas Sander

-Mathias Berthold, Platz sieben und elf – ist der Cheftrainer mit der Abfahrts-Generalprobe für Olympia zufrieden?

Ich bin eigentlich überhaupt nicht zufrieden, weil ich nicht glaube, dass wir gezeigt haben, was wir können. Andi (Sander) war lange in Führung, wird dann Elfter, das ist schade. In Wengen unterwegs in die Top Fünf, in Kitzbühel war er für mich nach der letzten Zwischenzeit Favorit auf den Sieg, und jetzt verliert er unten so viel Zeit wie die Läufer, die mit Nummer 60 kommen.

-War es schwer, den Hype um Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen zu bremsen?

Bei uns gibt es keinen Hype. Wir haben das besprochen, er war auf alles vorbereitet. Aber auch mit seinem siebten Platz bin ich nicht zufrieden, weil er relativ schwach angefangen hat im oben Teil. Er war nur 50. bei der Speedmessung. Es wäre schön gewesen, wenn er beim Heimrennen einen optimalen Lauf getroffen hätte.

-Als Kitzbühel-Sieger steigen die Ansprüche schnell. Reicht jetzt ein siebter Platz nicht mehr?

Für mich ist ein elfter Platz gut, wenn nicht mehr drin war. Genauso der siebte Platz von Thomas. Aber wenn die Chance bestand, ganz nach vorne zu fahren, sollte man das nutzen. Er ist noch ein junger Läufer, aber wenn wir sagen, super, heute Fünfter und morgen Siebter, dann ist das nicht der richtige Weg, um weiterzukommen.

-Aber Platz sieben bremst wenigstens die Erwartungen für Olympia . . .

Besser wäre gewesen, wenn er gewonnen hätte! Für Thomas sind die Erwartungen kein Problem. Es ist ja für uns schön, dass wir Aufmerksamkeit bekommen für gute Leistungen.

-Wie geht Sander mit der Situation um, dass er zweimal das Podest knapp vergeben hat, während Dreßen der gefeierte Held ist? Müssen Sie ihn mental aufrichten?

Nein, ich bin mit Andi superhappy. Die Einstellung, seine Überzeugung vom Start weg, das habe ich mir von ihm lange gewünscht. In Kitzbühel ist er erstmals extremst engagiert angetreten, heute auch. Andi hinterfragt jede Situation, bis er aber weiß, was er macht. Aber das geht beim Rennfahren nicht. Wenn er es mal runterbringt, dann scheppert’s.

-Scheppert’s bei Olympia?

Ich glaube, dass er mental momentan brutal stark ist. So greifbar war es für ihn noch nie. Er hat gesehen, wenn er auftritt wie in Kitzbühel, dann hat er wirklich eine Chance zu gewinnen. Daran hat er bisher nicht wirklich geglaubt. Jetzt hat er auch durch den Erfolg von Thomas gesehen, was möglich ist. Für mich zählt der Weltcup genauso wie Olympia. Natürlich ist Olympia ein extrem herausragendes Ereignis in unserer Sportart, aber wir versuchen schon bei jedem Weltcup optimale Leistungen zu bringen.

-Bei Josef Ferstl scheppert’s seit seinem Sieg in Gröden nur noch in die andere Richtung. Woran liegt sein Formtief, an den Folgen seines Grippevirus?

Der war sicher nicht förderlich, aber auf den Virus brauchen wir nichts zu schieben. Seit dem Sieg in Gröden kommt nichts mehr von Pepi, das ist nur ein Verwalten. Was bei Sander plötzlich da ist, dieses überzeugende Auftreten, das vermisse ich bei Ferstl. Ich kenne den Grund, daran arbeiten wir intern.

Interview: Jörg Köhle

Artikel 7 von 11