Déjà-vu in Lenzerheide

von Redaktion

Wie 2010 wird Viktoria Rebensburg bei der Generalprobe vor Olympia Zweite: „Cool zu wissen, dass ich schnell bin“

von marco mader

Lenzerheide – Viktoria Rebensburg sprach mit leuchtenden Augen über ihren starken zweiten Platz bei der Olympia-Generalprobe im Riesenslalom, als sie plötzlich an ihre Sternstunde bei den Winterspielen 2010 dachte. „Mir fällt gerade ein, dass ich da auch Zweite geworden bin im letzten Rennen davor, in Cortina“, sagte sie lächelnd, „deshalb ist das ein ganz gutes Omen.“

Diesem zweiten Rang in den Dolomiten am 24. Januar 2010 ließ Rebensburg 32 Tage später in Whistler den Olympiasieg folgen. Wiederholt sich die Geschichte am 12. Februar in Yongpyong? „Was damals passiert ist, ist immer noch präsent in meinem Kopf“, sagte Rebensburg, „das ist ein schönes Gefühl.“ Allerdings habe sich die Situation grundlegend verändert.

Damals in Cortina d’Ampezzo stand das 20-jährige Talent Rebensburg erstmals auf einem Weltcup-„Stockerl“, am Samstag in Lenzerheide zum 39. Mal. Nach zuvor drei Saisonsiegen in ihrer Paradedisziplin fliegt sie als Medaillenbank und Fahnenträger-Kandidatin nach Südkorea. „Ich bin acht Jahre älter geworden, habe viel erlebt, viele Erfahrungen machen dürfen. Das ist der große Unterschied“, sagte Rebensburg.

Ihre Ansprüche, auch das ist anders, sind inzwischen deutlich höher. Nach Gold 2010 und Bronze 2014 soll, ja muss es auch 2018 eine Medaille im Riesenslalom sein – auch wenn Rebensburg ungern darüber spricht. „Klar wäre es schön, eine mit heimbringen zu können“, sagte sie in Lenzerheide, „aber ich gehe Schritt für Schritt.“

Damit fuhr sie bereits am Samstag in der Schweiz gut, als sie sich in einem „wilden Ritt“ (Rebensburg) auf anspruchsvoller Piste von Tor zu Tor kämpfte. Nur 0,07 Sekunden fehlten am Ende auf Weltmeisterin Tessa Worley (Frankreich), die ihren ersten Saisonsieg feierte. „Es war sehr knapp, aber ich bin trotzdem super happy“, sagte Rebensburg, die Rang eins in der Disziplinwertung behauptete: „Es ist cool zu wissen, dass ich schnell und voll dabei bin, auch wenn es nicht ganz perfekt passt“, sagte Rebensburg, „der Rest wird kommen.“

Der Rest – Gold? „Das Thema Gold höre ich nicht gern im Skisport“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier, „ich habe schon zu oft gesehen, dass es in eine ganz andere Richtung gehen kann.“ Für Cheftrainer Jürgen Graller fahren in Südkorea „fünf Leute um die Medaillen, und Vicky ist sicher dabei.“ Das liege auch an ihrer Stabilität, die sie auch in Lenzerheide zeigte. „Sie merzt Fehler brutal schnell aus“, sagte Graller.

Shiffrin in der Krise

Gestern gönnte sich Rebensburg einen freien Tag und drückte den Slalom-Kolleginnen von zu Hause aus die Daumen – mit überschaubarem Erfolg. Beim Sieg der Slowakin Petra Vlhova, die von einem schweren Patzer von US-Star Mikaela Shiffrin kurz vor dem Ziel profitierte, kamen Marina Wallner und Lena Dürr auf die Ränge elf und 22. Für Shiffrin war es der dritte Ausfall in den letzten fünf Rennen. In den beiden anderen Wettkämpfen verpasste sie die Podestplätze. Eine so lange Durststrecke erlebte sie im Weltcup zuletzt vor mehr als drei Jahren. Die 22-Jährige also in einer Krise – und das kurz vor Olympia.

Während die Slalom-Fahrerinnen morgen den City Event in Stockholm bestreiten, fährt Rebensburg am kommenden Wochenende noch die beiden Abfahrten in Garmisch-Partenkirchen. Am 5. Februar geht es nach Südkorea. „Sie kann beruhigt da rüberfahren“, sagte Graller.

Artikel 1 von 11