Stuttgart, Köln und der Abstiegskampf

Die Wege kreuzen sich

von Redaktion

Vielleicht ist es dem VfB Stuttgart ein Trost, dass bald Faschings-Endspurt ist. In den närrischen Tagen kann allerhand Unerwartetes passieren, doch manche Dinge sind auf frappierende Weise berechenbar. In Köln, der deutschen Hauptstadt des Frohsinns, gibt es rund um Rosenmontag zwar auf den Straßen viel zu feiern, im Fußballstadion aber wenig zu lachen. Die Bilanz des 1. FC ist traditionell bescheiden.

Als Stuttgarter sollte sich aus dieser Statistik Mut schöpfen lassen. Wenn die Schwaben schon selber nichts gewinnen, muss es gut tun zu wissen, wenn wenigstens auch die anderen verlieren. Viel mehr Positives lässt sich gleichwohl nicht finden bei diesem Verein, dessen Selbstzerstörungskräfte einen eigenen Meistertitel verdient hätten.

Es gibt noch andere illustre Abstiegskandidaten, die verblassten Bremer oder den notorischen Krisenklub HSV. Aber keine zwei sind so widersprüchlich wie Stuttgarter und Kölner. Der FC, eben noch gebeutelt von einer erbarmungswürdigen Serie von Misserfolgen, ist gefühlt schon nicht mehr Tabellenletzter. Ein Verein, der für die Schubwirkung einer Erfolgsserie enorm empfänglich ist. Er berauscht sich mit Vorliebe an sich selbst, und kommt er erst in Schwung, hält ihn nicht viel auf.

Der VfB ist das exakte Gegenteil. Als Aufsteiger nach 20 Spieltagen auf Position 15 zu stehen und drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz zu haben, könnte man auch als Erfolg verbuchen, doch das erfreuliche Gesamtbild spielt in Stuttgart schon lange keine Rolle mehr. Der Trend ist ja unzweifelhaft negativ. Und wenn es dort erst mal bergab geht, reagiert das Umfeld aus Prinzip ungnädig.

Die Psychologie kennt das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung. Während die Menschen in Köln schon zarteste Ansätze von Erfolg zum Anlass nehmen, die Zukunft beherzt anzugehen, fühlt sich der Schwabe mit jedem neuerlichen Rückschlag nur noch mehr belastet und verzagt. Noch liegen sieben Punkte zwischen VfB und Effzeh, deren Wege sich Anfang März in Köln kreuzen. Bleiben sie sich treu, sollte der Abstand bis dahin geschmolzen sein. Es sei denn, das Gesetz des Karnevals greift wieder.

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