Ingolstadt – Auf seinem Helm hatte Mattias Ekström sein Motto verewigt: Go hard or go home. Und der 39 Jahre alte Schwede war immer einer von der harten Sorte. Zweikämpfen ging er nie aus dem Weg. Weder vor den Mikrofonen – er bezeichnete einige Konkurrenten schon mal als Clowns und Pappnasen. Noch auf der Piste.
„Wenn das blaue Auto hinter dir auftaucht“, sagte Mercedes-Konkurrent Gary Paffett voller Ehrfurcht, „dann weißt du, dass es jetzt interessant wird.“ Unfair, und das rechneten ihm seine Konkurrenten immer hoch an, wurde Ekström bei allem Ehrgeiz nie. Hart wird der zweifache Vater weiterhin auf der Rennstrecke agieren, aber dem Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) sagt er Adieu.
Beim letzten Saisonrennen hatte er im Oktober die große Chance, seinen dritten Titel nach 2004 und 2007 zu holen. Als Führender war er nach Hockenheim gefahren, doch es reichte nur zum Vize. „Ich bin von Hockenheim weggefahren und habe zu mir gesagt: Ich komme wieder.“ Daraus wird nichts mehr. Zumindest nicht als Fahrer, denn irgendwann reifte in ihm die Überzeugung, dass es jetzt genug ist. „Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens“, sagte er, „mein Herz hat lange für die DTM geschlagen.“
Wesentlich heftiger jedoch hämmert sein Puls, wenn es um Rallyecross geht. 2014 hat er sein eigenes EKS-Team gegründet. In dieses Projekt wird er künftig noch mehr Herzblut investieren. „Ich habe mehrere Positionen in diesem Team inne“, sagte Ekström. Zum einen ist er Besitzer und Teamchef, zum anderen wird er weiterhin selbst fahren. Und versuchen, seinen zweiten WM-Titel nach 2016 zu holen.
Natürlich sind die Verantwortlichen bei Audi traurig, dass Ekström aussteigt. Trotzdem haben sie Verständnis. „Das Rallyecross-Projekt ist auf Mattias zugeschnitten“, sagt Motorsport-Chef Dieter Gass. Zumal das Team nur erfolgreich war, wenn der Chef selbst gefahren ist. „Ich kann’s verstehen“, sagt Hans-Jürgen Abt, „als Teamchef kann er sich entwickeln.“
Für das Team aus Kempten ist Ekström in all den Jahren angetreten. Scherzhaft sagte Ekström immer: „Ich habe schon eine Abt-Inventarnummer.“ Ein Beschleuniger bei Ekströms Entscheidung war seine Familie. Denn Gedanken, wann der passende Moment für den Ausstieg sei, machte er sich schon mehrmals. „Als mein Sohn Mats geboren wurde, hab ich überlegt“, erzählt Ekström, „aber da war ich noch nicht so weit.“ Das war 2011. Doch je älter Mats wurde – und als auch noch Tochter Hanna dazu kam – wuchs das schlechte Gewissen.
Mattias Ekström war ein Vollblut-Rennfahrer. Wenn er etwas machte, dann mit ganzem Herzen. Am meisten Spaß hatte er ihm die Auftakt-Wochenenden in Hockenheim. Obwohl die Doppelbelastung mit DTM und Rallyecross ihn doch sehr forderte, genoss er sie auch. Mit dem Fahrrad fuhr er vom einen Fahrerlager ins nächste.
Vom Vater Bengt hat er die Leidenschaft für Rallyecross geerbt, doch Sohn Mattias probierte sich auch bei einzelnen Läufen der Rallye-WM aus, fuhr in den USA vereinzelt Rennen in der Nascar-Serie. Diese Vielseitigkeit nutzte er beim Race of Champions aus, das er dreimal gewinnen konnte. Im Duell der Meister schlug er dabei auch Michael Schumacher. Nicht nur dabei erwarb sich der Skandinavier hohe Anerkennung. „Mit Mattias verliert die DTM nicht nur eines der prägenden Gesichter, sondern auch einen der besten DTM-Fahrer aller Zeiten“, lobte Uli Fritz, DTM-Chef bei Mercedes. Ekströms Platz im Audi-Kader wird der Niederländer Robin Frijns übernehmen.