München – Da stand er. Und im Gegensatz zu manchem Skeptiker im Löwen-Lager hatte Michael Görlitz immer daran geglaubt, dass es noch klappen würde mit seinem Transfer, der die Nerven aller Beteiligter arg strapaziert hat. „Ich kenne mich ja mittlerweile ein bisschen aus in dem Geschäft“, sagte der weit gereiste Ex-Profi, nachdem er das 1860-Trikot mit der Nummer 27 verliehen bekommen hatte: „Ich weiß, dass sich so ein Wechsel hinziehen kann.“
Aber: Görlitz, 30, hatte gute Gründe, zurück nach München zu wollen, wo er einst das Rüstzeug für eine passable Zweitligakarriere erhalten hatte (140 Einsätze für drei Vereine). Von 2002 bis 2008 war der gebürtige Nürnberger Nachwuchsspieler beim FC Bayern, hatte in dieser Zeit auch mit Koryphäen zu tun, deren Karrieren noch etwas günstiger verlaufen sind: „Mit Sandro Wagner. Mit Mats Hummels. Auch mit Thomas Müller.“ Nicht jedem Blauen kämen diese Namen so leicht über die Lippen, Görlitz aber sagt: „Für mich ist die Vergangenheit kein Problem.“
Der München-Faktor mag den Wechsel begünstigt haben. Generell scheint es Görlitz aber auch spannender zu finden, mit 1860 um den Aufstieg in die 3. Liga zu kämpfen – als etwa mit Lotte gegen einen Abstieg aus dieser Liga. Die Sportfreunde hatten deutlich mehr Geld geboten – die Löwen sieht Görlitz aber als „interessantes Projekt“ an: „Über Sechzig braucht man nicht zu reden. Das ist ein riesen Traditionsverein. Für mich war schnell klar, dass ich zu 1860 wechseln will.“
Und nicht zuletzt hat auch der Trainer Anteil daran, dass der lange verletzt gewesene Spieler doch noch zugesagt hat: „Biero hat mir ein gutes Gefühl gegeben.“ Auch in einer Phase, als vielen das Risiko einer Verpflichtung zu groß erschien, listete Bierofka auf, was man von einem fitten Görlitz erwarten kann – so einiges: „Er kann im Grunde alles spielen, rechts, auf der Acht, auf der Zehn, sogar Linksaußen. Zudem verfügt er über reichlich Erfahrung.“
Bis zum Saisonende ist der Vertrag des Mittelfeldallrounders datiert. Eine Option für ein weiteres Jahr wurde auch fixiert, doch vor allem enthält der Vertrag ein überschaubares Grundgehalt – das Görlitz nur dann steigern kann, wenn die eine oder andere Auflaufprämie ausgezahlt wird. „Ein Achillessehnenriss ist eine komplexe Verletzung, zu der es unterschiedliche Erfahrungswerte gibt“, benennt Sportchef Günther Gorenzel die Tücken, die der Görlitz-Verpflichtung zu Grunde liegen: „Es wäre unseriös zu sagen, dass er in zwei, vier oder sechs Wochen wieder auf dem Platz stehen soll.“
Mit Görlitz hat 1860 nun einen „Joker“ im Ärmel, der vor allem mit Blick auf die angestrebte Relegation seine Schlagkraft entfalten soll. „Der Aufstieg steht im Vordergrund“, weiß Görlitz. Und falls er im Mai die entscheidenden Tore schießt, dürfte allen gedient sein. uli kellner