„Die Musik spielt weiterhin im Beirat“

von Redaktion

1860: Reisinger lassen Ismaiks Manöver kalt

München – Im virtuellen Sprechzimmer von Hasan Ismaik kehrt langsam wieder Ruhe ein, nachdem die Personalrochaden des Löwen-Investors für einigen Wirbel auf seiner Facebook-Seite gesorgt hatte. Die Kommentare boten das gewohnt breite Spektrum: zwischen „zum Kotzen“ und „Läuft bei 59+1“. Doch Ismaiks Teilrückzug bei gleichzeitiger Entsendung zweier „Vollblut-Löwen“ (gemeint: Peter Cassalette und Saki Stimoniaris) in die entscheidenden Gremien war ja nicht die einzige Maßnahme, die für Aufsehen sorgte. Es gab auch ein paar handfeste organisatorische Änderungen, die mit etwas Verzögerung an die Öffentlichkeit gelangten.

Laut Süddeutsche Zeitung sollen in die Satzung des TSV 1860 Passagen eingearbeitet werden, die die Kompetenzen des KGaA-Aufsichtsrats ausweiten; geplant ist unter anderem, dort die Budgethoheit zu verankern, wie vom Aktiengesetz vorgegeben. Und, wesentlich brisanter: „Zahlungen der KGaA an den e.V. für den Leistungs-Nachwuchsfußball“ sollen wegfallen, wie die SZ berichtet.

Im Kern sei beides richtig, bestätigte Robert Reisinger auf Nachfrage. Aber, betonte der Präsident: Die Meldung dürfe keinesfalls so verstanden werden, dass das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) künftiger wenig Geld zur Verfügung haben werde. „Dem NLZ wird nicht weniger Geld zur Verfügung stehen“, betonte Reisinger: „Das Geld wird nur anders aufgeteilt zwischen e.V. und KGaA. Einfacher, transparenter – ohne dieses Hin und Her, das die Sache bisher so kompliziert gemacht hat.“

Zum einen, so Reisinger, sei auch bisher „keiner mit dem Geldkoffer gekommen“, um die Scheine vor dem NLZ abzuladen. Eher sei das Gegenteil der Fall gewesen: „Wir haben das Geld, das dem e.V. aus dem Servicevertrag mit der KGaA zusteht, eh nicht gekriegt.“ Zum anderen sei es ja so, argumentiert der Präsident: „Wir haben fast 3000 neue Vereinsmitglieder.“ Durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Förderer und Ehrenamtler habe der e.V. seit 2011 bereits zehn Millionen Euro für das NLZ aufgebracht. Reisinger stellt klar: „Das NLZ wird auch nie weniger Geld zur Verfügung haben, sondern weiterhin mindestens genauso viel wie zu Zweitligazweiten.“ In Zahlen ausgedrückt: „Etwas mehr als zwei Millionen Euro.“

Und was ist mit der Vermutung, Ismaiks Rückzug aus dem Aufsichtsrat sei taktischer Natur gewesen und seine Machtposition in Wahrheit sogar größer geworden? Durch die Satzungsänderung auf der einen Seite – und die im Verein verwurzelte Doppelspitze Cassalette/Stimoniaris auf der anderen. Dazu sagte Reisinger knapp: „Das stimmt nicht, denn die Musik spielt ja weiterhin im Geschäftsführungs-Beirat.“

Dort also, wo künftig folgende Herrschaften sitzen werden: Reisinger selbst und Robert von Bennigsen – als Vertreter der e.V.-Seite. Und Cassalette/Stimoniaris – als Repräsentanten der Investorenseite. Um Reisingers Bild mit der Musik aufzugreifen: Der Dirigentenstab, sprich das Weisungsrecht gegenüber dem Geschäftsführer, bleibt weiterhin in der Hand des Präsidiums. uli kellner

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