München – Es ist nichts passiert, was die tabellarischen Perspektiven des EHC München verändert hätte: Er wird die Hauptrunde der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) als Erster abschließen; damit es noch anders käme, müsste er die verbleibenden drei Spiele deutlich verlieren und Verfolger Nürnberg sein Restprogramm von vier Partien jeweils haushoch siegreich gestalten.
Dennoch sah man auf Münchner Seite keine glücklichen Gesichter. Der gestrige Abend hätte anders laufen sollen. Geplant waren ein Sieg, der alle Eventualitäten beseitigt, und die feierliche Verkündung, dass es dem EHC als erstem Klub in der Geschichte der Liga (seit 1994) gelungen sei, zum dritten Mal in Serie die Hauptrunde gewonnen zu haben. Aufgeschoben. Der EHC München verlor nämlich sein letztes Match vor der Olympiapause 0:4 (0:2, 0:1, 0:1) gegen die Grizzlys Wolfsburg. Es gab nur einen kleinen Feierakt: die Verabschiedung der acht Münchner Spieler und die Wolfsburger Krupp und Fauser nach Pyeongchang. Ein paar Fans blieben da und klatschten höflich.
Wolfsburg muss auf einige seiner Besten derzeit verzichten. Tyler Haskins, der Anführer, Rob Bina und Kris Foucault fehlen dem Team, dessen erfolgreicher Trainer Pavel Gross in der neuen Saison zu den Adlern Mannheim wechseln wird. Zuletzt ging die Formkurve der Grizzlys spürbar nach unten, das kann an besagten Umständen liegen. Manager Charly Fliegauf sieht es so: „In 49 DEL-Spielen konnten wir noch kein einziges Mal die nominell beste Mannschaft aufbieten.“
Aber, alte DEL-Weisheit: Unterschätze nie die Wolfsburger, die fünf Mal in Folge ins Halbfinale und 2016 und 17 in die (dann gegen München verlorenen) Finalserien gekommen sind. Auch gestern wieder: Wolfsburg fand einen Weg, ein ekelhafter Gegner zu sein, dessen Protagonisten am Mikrofon von Telekomsport ihre Taktik erklärten. Gerrit Fauser nach dem ersten Drittel: „Wir müssen noch näher ran an den Mann.“ Sebastian Furchner nach dem zweiten Drittel: „Wir müssen noch näher ran an den Mann.“ Damit kam der EHC München nicht zurecht.
Nach neun Minuten geriet er in Rückstand, Fabio Pfohl überwand EHC-Torhüter David Leggio. In der 13. Minute konnte Mark Voakes relativ unbehelligt ins Münchner Drittel eindringen, seine Vorlage wuchtete Fauser zum 0:2 ein. Münchens Verteidiger Florian Kettemer meinte als Drittelfazit: „Wir müssen unsere Chancen besser nutzen.“ Er selbst hatte eine der markanten. „Wir sollten aufs nächste Tor gehen“, empfahl Grizzlys-Manager Fliegauf, der Statistik führend mit an der Bande stand.
Gute Vorgabe, ein typisches Wolfsburg-Tor brachte das 3:0. Der EHC wurde unter Druck gesetzt, zum Fehlpass gezwungen, den Schuss von Mark Voakes fälschte EHC-Verteidiger Keith Aulie ins eigene Tor ab (36.). Wolfsburg war unheimlich effizient. In der vorletzten Minute brachte Gerrit Fauser ein weiteres Mal den Puck an David Leggio vorbei, der wütend mit seinem Schläger die Eisfläche traktierte. Wolfsburger Treffer-Quote laut offizieller DEL-Statistik 16,67 Prozent. Was im Unkehrschluss bedeutet: Leggios Fangquote war mit 83,33 Prozent unterirdisch.