München – „Von Spiel zu Spiel schauen“, das ist ja die klassische Fußballer-Formulierung. Und Robert Lewandowski macht dieser Blick auf die anstehende Aufgabe aktuell noch mehr Spaß als seinen Teamkollegen. Die Bilanz von 13:2 Toren gegen Mainz 05 aus den letzten fünf Gastspielen in der Karnevals-Metropole kann der Pole mit seiner persönlichen Erfolgssträhne nämlich toppen. Acht Treffer sind allein ihm in der Opel Arena gelungen, insgesamt war er 13 Mal gegen den FSV erfolgreich. Der nächste Klassiker in Fußballer-Kreisen: „Ein echter Mainz-Schreck!“
Der Gegner also dürfte gewarnt sein, wenn sich die Bayern heute Nachmittag zum Abschluss der letzten Nicht-Englischen Woche auf die Reise machen. Zumal die Hoffnung, dass Lewandowski vor dem folgenden anstrengenden Programm in drei Wettbewerben mal durchschnaufen könnte, seit Mittwoch etwas gedämpft ist. Zwar gab es nach einem Trainingsunfall von Sandro Wagner Entwarnung – die Bänder im Sprunggelenk seien nicht gerissen, der Neuzugang stehe zur Verfügung, hieß es. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass Jupp Heynckes ein Trainer ist, der angeschlagene Spieler lieber draußen lässt. In diesem Fall würde Lewandowski – wie in bisher allen drei Partien der Rückrunde – in der Startelf stehen. Und zwar erstmals ohne echten Widersacher.
Den Bundesliga-Abgang seines Dauer-Rivalen Pierre-Emerick Aubameyang hat der Bayern-Stürmer zwar offiziell bedauert – auf Twitter meldete er sich mit den Worten „es war mir eine Ehre, mich mit dir zu duellieren. Nur ein gesunder Wettstreit macht uns besser“ zu Wort. Natürlich aber wird Lewandowski nicht gerade traurig darüber sein, dass die Torschützenkanone in dieser Saison an ihn gehen dürfte. 18 Tore stehen aktuell auf seinem Konto, nach Aubameyangs (13) Wechsel zum FC Arsenal ist nun der Augsburger Alfred Finnbogason (11) der erste Verfolger. Die Wahrscheinlichkeit, Lewandowski einzufangen, ist für den Isländer in etwa so groß wie jene des Tabellenzweiten Leverkusen, die Bayern noch von der Spitze zu verdrängen.
Lewandowski wird zwar weiter spielen wollen, um „die Spannung für die anderen Wettbewerbe hochzuhalten“. Und wie wichtig ihm zudem Einzeltitel sind, hat er nicht zuletzt in der vergangenen Saison bewiesen, als er nach der verpassten Kanone seinen Kollegen öffentlich mangelnde Unterstützung vorwarf. Derartige Probleme aber werden heuer nicht aufkommen. Für Wagner haben sich die Chancen auf Einsatzzeiten daher deutlich erhöht (wenn der Fuß mitmacht).
Was ihm allerdings unter keinen Umständen vergönnt sein wird: Einen Startelfeinsatz beim Topspiel in der kommenden Woche gegen Schalke. Da nämlich jagt Lewandowski niemand Geringeren als seinen Trainer Heynckes, der 1972/73 für Gladbach in den ersten elf Heimspielen der Saison erfolgreich war. Lewandowski steht aktuell bei zehn, und sogar der Rekordhalter wünscht seinem Torjäger, „dass er diese Serie ausbaut, weil er sehr wichtig für uns ist“.
Einmal aufs übernächste Spiel zu schauen – unter der Woche steht noch Pokal in Paderborn an – war für den Coach aber nur: Eine Ausnahme. hanna raif