Der Trainer bekommt „glasige Augen“

von Redaktion

Eine Woche mit Verletzungen und einer Suspendierung beendet Augsburg mit 3:0-Sieg und rührenden Momenten

Von Günter Klein

Augsburg – Das 1:0 war schön, das 2:0 war schön, aber das 3:0 und was danach noch folgte, das berührte Manuel Baum, den Trainer des FC Augsburg, im Innersten. „Wenn man das mit dem Marco Richter erlebt – ich habe glasige Augen bekommen.“

Marco Richter war beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt in der 71. Minute eingewechselt worden. Er ist 20 und gehört trotz Profivertrags die meiste Zeit zur Regionalliga-Mannschaft. Vorige Saison hat ihn erstmals bundesweite Berühmtheit gestreift. Der FCA II gewann 12:0 gegen den SV Seligenporten. und der junge Torjäger, damals 19, erzielte sieben Treffer. In der Ersten hatte er ein paar Kurzauftritte, die rund zwanzig Minuten jetzt waren schon lang. „Beim Aufwärmen habe ich mir vorgenommen, dass ich, falls ich reinkomme, sofort den Abschluss suche“, sagte er. In der ersten nennenswerten Aktion beschäftigte er Haken schlagend vier Frankfurter, bei der zweiten (89. Minute) wuchtete er aus dem Lauf den Ball am Eintracht-Keeper Hradecky vorbei. „Wieder ein Jugendspieler, den wir raufgebracht haben“, sagte Baum, ehemals Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, „und der erste, der ein Tor macht“.

Möglich wurde Richters Einsatz erst durch die personellen Verwerfungen in den vorangegangenen Tagen. „Eine Woche voller Hiobsbotschaften“, sagte Kapitän Daniel Baier. Die erste war die Kunde von einer Knieverletzung bei Innenverteidiger Jeff Gouweleeuw. Die zweite: Sechs Wochen Ausfallzeit für den elf Saisontore schweren Mittelstürmer Alfred Finnbogason. Dann: Am Samstagabend noch wurde die Mannschaft informiert, dass ihr Rechtsverteidiger Daniel Opare nicht mehr angehört. Der FCA war richtig beleidigt, haute dem Ghanaer, der kürzlich bei Verhandlungen mit einer Schalke-Delegation in Düsseldorf ertappt worden war (rechtlich statthaft, da sein Vertrag im Juni ausläuft), um die Ohren, dass er Werte verraten „und mehrfach gegen den Verhaltenskodex innerhalb der Mannschaft“ (Geschäftsführer Stefan Reuter) verstoßen habe. Anweisung an die Spieler: Den Fall Opare aber nicht vor dem Spiel gegen die Eintracht thematisieren. Daniel Baier zur Suspendierung des Kollegen: „Grundlos wird’s nicht gewesen sein.“

Erstaunlich, was der FCA unter diesen Umständen – auch Rani Khedira fehlte (Gelbsperre) – für ein fulminantes Spiel zeigte. Gegen die zweitbeste Auswärtstruppe der Bundesliga, mit einem prächtigen Lauf nach Augsburg gekommen. Trainer Niko Kovac musste eingestehen, „dass Augsburg uns mit den Basics geschlagen hat: Leidenschaft, Einstellung, Kampf, zweite Bälle. Das ist uns erstmals in dieser Saison passiert.“ Er meinte, er könne „noch viel erzählen“, wollte es aber nicht tun, weil sein Team schon vor der nächsten Aufgabe steht: Pokal-Viertelfinale gegen Mainz am Mittwoch. Daher: „Mund abputzen.“ Wenigstens hatte Marco Fabian, der Mexikaner, fünf Monate nach einer Bandscheiben-Operation ein paar Minuten spielen können.

Bei einem Sieg wäre Frankfurt Zweiter gewesen – nun ist es Sechster. Bei einer Niederlage hätte der FCA „nach unten nur acht Punkte gehabt“ (Daniel Baier). So jedoch kann Augsburg als Siebter weiter an eine internationale Qualifikation denken.

Warum alles so gut klappte? „Weil seit dem ersten Tag des Trainingslagers im Sommer daran gearbeitet wird, dass jeder weiß, was er zu tun hat“, so 2:0-Schütze Michael Gregoritsch. Die Eintracht hatte zwar zwei Pfostenstreichler (Jovic), doch der FCA noch reihenweise Top-Chancen (Marcel Heller).

„Dann“, sagte Daniel Baier, „kommt so ein Marco Richter daher und macht eins. Er hat jetzt eins mehr als ich. Dafür kriegt er einen Anschiss.“

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