Sein Name ist James

von Redaktion

Der kolumbianische Ballmagnet ist längst ein Münchner Fixstern – das registriert auch Real Madrid

VON ANDREAS WERNER

München – Wer es nicht im Gedächtnis hat, dem empfiehlt sich eine kurze Recherche im Internet. Bei der WM 2014 wurde die Fußballwelt erstmals auf einen jungen Kolumbianer namens James aufmerksam, nach dem Turnier wechselte er für 80 Millionen Euro zu Real Madrid. Sein 1:0 gegen Uruguay prämierte die FIFA als das schönste Tor des Turniers, und es lohnt sich, es noch einmal aus dem Netz zu fischen; am Samstag in Mainz gelang James nämlich eine hübsche Kopie, mit dem einzigen Makel, dass das Original außerhalb des 16ers stattfand und so noch einen Tick spektakulärer nachhallte.

Man muss allerdings sehr kritisch sein, wenn man an den künstlerischen Fähigkeiten des Offensivmanns etwas beanstanden möchte. Längst ist James beim FC Bayern zu einem Fixstern geworden, der Treffer zum 2:0-Endstand am Samstag veredelte einen weiteren sehenswerten Auftritt. Das Zusammenspiel mit dem 26-Jährigen mache unheimlich Spaß, sagte Sebastian Rudy, „er will immer den Ball, ist immer anspielbar – und man bekommt ihn auch wieder von ihm“. Rudy kam in Mainz erstmals seit längerer Zeit in den Genuss, von James’ Ballfertigkeiten zu profitieren. Er gilt eigentlich auch als einer, der das Mittelfeld organisieren kann. Doch James gelingt das besser. Rudy und Kollegen rotieren um ihn herum.

James war in Mainz einmal mehr der Magnet, an dem sich die Eisenspäne ausrichten. Er bringt selbst so einen Edelreservisten wie Juan Bernat ins Spiel, einmal bediente er den Spanier beispielsweise ganz salopp mit der Hacke. Auch Corentin Tolisso, ein weiterer Profi, der in den letzten Wochen eher selten Verwendung gefunden hat, fällt die Orientierung an James’ Seite auffallend leicht. Das Tor des Tages fiel nach einer Vorlage des Franzosen.

James und Tolisso im Zusammenspiel – das ist so ein Bild, das für die Zukunft der Bayern stehen könnte. Die beiden zentralen Mittelfeldfiguren haben die Qualität und das Alter, um beim Umbruch der Münchner wichtige Rollen einzunehmen. Allerdings ist auch Real Madrid nicht entgangen, dass sich James im Exil bestens entwickelt. Bisher kickt er nur auf der Basis Leihgabe an der Isar, bis 2019 ist das Geschäft terminiert. In Madrid steht auch ein Umbruch an, und da dem Trainer Zinedine Zidane keine lange Halbwertszeit mehr bescheinigt wird, verfolgt James die Nachrichten aus Spanien mit Interesse. Der Coach konnte mit dem Kolumbianer wenig anfangen; erhält er seine Papiere, wäre eine Rückkehr zu Real attraktiv. Dem Vernehmen nach haben die Madrilenen aber keine vertragliche Option, das Leihgeschäft vorzeitig zu beenden. Und 2019 könnten die Bayern James für 42 Millionen übernehmen.

Auch bei dieser Personalie kommt Jupp Heynckes eine Schlüsselrolle zu. Der Trainer nutzte seine Spanisch-Kenntnisse, um James die Integration zu erleichtern. Verständlicherweise verfolgt der Offensivmann die Debatten um die Zukunft des Coaches sehr genau. Auf seine Leistungen hat das Rätselraten um Heynckes aber offensichtlich keine Auswirkungen. „So ein Tor kann er öfter machen“, fand Rudy. Vielleicht kommt James dem Wunsch bald nach. Dass er diesen Bewegungsablauf beliebig oft abrufen kann, ist auf YouTube ja dokumentiert.

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