Es ist – mal abgesehen davon, dass es befremdlich wäre, wenn man einem Fußballer seine Hosen wegnehmen würde – das wichtigste Kleidungsstück eines Kickers: Sein Schuh. Nur wer trittsicher ist, ist treffsicher. Ademola Lookman ist hier die berühmte bestätigende Ausnahme. Leipzigs Neuzugang gelang beim 1:0 in Mönchengladbach das Tor des Tages, obwohl er derart über den Rasen gerutscht war, dass ihn sein Coach Ralph Hasenhüttl kurz nach seiner Einwechslung schon wieder genervt rausnehmen wollte. Bereits im Training habe der Brite einen schweren Stand gehabt, hieß es, aber er hatte nur dieses eine Paar Schuhe von der Insel mitgebracht.
Beim Blick in die Geschichte des Fußballschuhs erfährt man, dass die Engländer in diesem Punkt traditionell rückständig sein könnten. Während zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Schuster auf dem Kontinent bereits neue Fabrikate entwickelten, traten die Briten noch immer mit Stahlkappen in der Spitze nach dem Ball (daher der Begriff „mit der Pike“). Mit der Erfindung des Stollenschuhs Mitte der 50er verringerte man die Rutschgefahr drastisch. So etwas wie Lookman sieht man seither selten. Er trage immer diese Schuhe, sagte er, in England wäre der Rasen weniger rutschig. Hm, was ist denn jetzt die Erklärung: Sind die deutschen Schuhe besser – oder die Briten zurecht stolz auf ihre weltberühmte Rasenpflege? Lookman jedenfalls weigerte sich, die Treter auszuziehen, obwohl Hasenhüttl nach dem Training gesagt hatte: „So funktioniert das nicht.“
Fußballer sind eigen, wenn es um ihre Schuhe geht. Lothar Matthäus weigerte sich im WM-Finale 1990, zum Elfmeter anzutreten, weil sein Schuh in der Pause kaputtgegangen war. Pele unterschrieb seinen ersten Profivertrag mit 16 Jahren erst, als ihm sein Klub zwei Paar Fußballschuhe versprach – zuvor hatte er barfuß gekickt. Gerd Müller hatte zwar Größe 38, spielte aber mit 41, weil er seine Füße immer dick einbandagierte, um seine Gelenke zu schonen. Buffy Ettmayer hingegen zwängte sich in Fabrikate, die zwei Nummern zu klein waren; so habe er ein besseres Gefühl, sagte er. An Extravaganz nicht zu überbieten ist aber der Dichter Albert Camus, der in den 30ern im Uni-Team von Algier bloß im Tor stand, weil er dort seine teuren Schuhe am wenigsten abnutzte. Wie gesagt: Sehr eigen, diese Fußballer, wenn es um ihr wichtigstes Arbeitsutensil geht.