Verpatzte Probe für Pyeongchang

von Redaktion

Deutsche Skispringer schwächeln – Freitag verliert Weltcup-Gesamtführung

Von Patrick Reichardt

Willingen – Richard Freitag presste die Lippen zusammen und machte sich erst gar nicht die Mühe, seine Enttäuschung im dichten Schneetreiben von Willingen zu verstecken. Gerade einmal sechs Tage vor dem ersten Olympia-Einzelwettbewerb in Pyeongchang haben die deutschen Skispringer beim Heimspiel im Sauerland einen schweren Rückschlag hinnehmen müssen. Freitag verlor nach schwachen Sprüngen auf 128 und 118,5 Meter am Sonntag nicht nur das Gelbe Trikot des Weltcup-Gesamtführenden, sondern fuhr unmittelbar vor dem Saisonhöhepunkt als 28. auch sein schlechtestes Ergebnis in diesem Winter ein.

„Ich glaube, es ist völlig egal, ob man mit einem guten oder einem schlechten Ergebnis rüberfährt. Ich freue mich drauf“, relativierte Freitag einen Tag vor dem Abflug der DSV-Adler nach Südkorea. Den Sieg sicherte sich am Sonntagvormittag der Norweger Johann Andre Forfang, der nur knapp vor Vierschanzentournee-Gewinner Kamil Stoch landete. Der Pole eroberte mit Rang zwei die Weltcup-Gesamtführung und heimst als bester Athlet des Wochenendes in Willingen 25 000 Euro Siegprämie ein.

Der Sieg bei der Generalprobe vor etwa 15 000 Zuschauern ist ein gutes Omen für Olympia. Vor vier Jahren hatte der 30-jährige Stoch ebenfalls den Test im Upland gewonnen und später auch in Sotschi zweimal olympisches Gold geholt. Diesmal zeigten die Norweger Forfang und am Samstag Daniel Andre Tande die beste Generalprobe.

Das deutsche Team um Freitag und Vorjahressieger Andreas Wellinger will nach dem schwachen Abschluss in Willingen nun bei den Spielen zurückschlagen. „Es geht auf die kleine Schanze, das ist das komplette Gegenteil. Ich bewerte das Ergebnis hier nicht über“, sagte Freitag. Markus Eisenbichler wurde als Sechster bester Deutscher und unterstrich damit einen leichten Aufwärtstrend, der kurz vor Olympia auch wichtig für die in Pyeongchang wartende Teamkonkurrenz wird.

„Uns fehlt Richard Freitag vorne drin. Aber das wollen wir ihm jetzt auch mal zugestehen“, sagte Bundestrainer Werner Schuster und verwies auf die vielen starken Wettkämpfe des Sachsen in diesem Winter. Am Samstag hatte Richard Freitag mit Rang zwei noch seinen achten Podestplatz in dieser Saison eingefahren. „Die zwei Tage waren okay, auch wenn heute das Podest gefehlt hat“, lautete gestern die Willingen-Bilanz des Österreichers.

Die fünf Olympia-Starter Freitag, Wellinger, Eisenbichler sowie Stephan Leyhe und Karl Geiger blieben einen weiteren Tag im Teamhotel in Willingen. Heute starten sie mit dem Flugzeug von Frankfurt nach Seoul.

„Mannschaftlich sind wir ganz gut aufgestellt“, meint Schuster. Vor allen bei seinem Top-Schützling Freitag macht sich der Bundestrainer keine Sorgen. „Einer, der im Weltcup ganz vorne dabei ist, der wird bei Olympia Sicherheit haben“, betonte Schuster.

Auf dem neunstündigen Flug nach Südkorea sollen die DSV-Adler vor allem schlafen, um schnell in den Rhythmus zu kommen und sich an die neue Zeitzone anzupassen. Bereits am Donnerstag (13.30 Uhr/MEZ) geht es auf der Kleinschanze mit der Qualifikation weiter. Als Ziel für Olympia haben sich die Skispringer je eine Medaille im Einzel und im Team gesetzt.

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