Leverkusen – Bayer Leverkusen hat mit einer beachtlichen Energieleistung den DFB-Pokalfluch gegen Werder Bremen beendet und erstmals seit 2009 wieder das Halbfinale des deutschen Cup-Wettbewerbs erreicht. Der Champions League-Anwärter gewann das packende Bundesligaduell gegen das Kellerkind von der Weser nach einem 0:2-Rückstand am Ende 4:2 (1:2) nach Verlängerung und setzte sich damit im siebten Pokalduell gegen die Norddeutschen seit 1976 erstmals durch.
Julian Brandt (31., 55.), der kurz zuvor eingewechselte Karim Bellarabi (111.) und Kai Havertz (118.) machten die achte Halbfinalteilnahme der Leverkusener perfekt, die sich zudem über 2,55 Millionen Euro Zusatzeinnahmen freuen dürfen. Max Kruse per Foulelfmeter (4.) und Aron Johannsson (7.) hatten zuvor für einen Traumstart der Norddeutschen gesorgt.
Vor 25 653 Zuschauern, darunter DFB-Präsident Reinhard Grindel, erwischten die Gäste einen Blitzstart. Nach einer unglücklichen Abwehraktion von Jonathan Tah, der im eigenen Strafraum Kruse an der Hüfte erwischte, ließ sich der Gefoulte diese Chance nicht nehmen und erzielte vom Punkt seinen zweiten Treffer im laufenden Wettbewerb. Kurz darauf wurde Bayer ein zweites Mal kalt erwischt, als Johannsson nach feiner Vorarbeit von Kruse Nationaltorwart Bernd Leno mit einem Lupfer überlistete. Glück hatte Bayer zudem, dass in der zwölften Minute nach einem Ellbogencheck von Charles Aranguiz im Strafraum an Kruse ein weiterer Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Marco Fritz ausblieb und der Chilene ungestraft davonkam.
Vor allem die beiden Torschützen stellten in der Folgezeit die Bayer-Abwehr immer wieder vor große Probleme. Die zuletzt überzeugenden Verteidiger Sven Bender und Jonathan Tah bekamen die beiden Bremer Stürmer nicht in den Griff. Zudem wirbelte der starke Florian Kainz die Hintermannschaft der Hausherren immer wieder durcheinander. Nachdem auch in der Offensive bei Bayer eine halbe Stunde nur wenig zusammengelaufen war, nutzte Nationalspieler Brandt eine gute Vorarbeit von Dominik Kohr zum Anschlusstreffer.
Bayer konterte im eigenen Stadion, agierte aber oftmals zu unpräzise. Der in dieser Saison überragende Bailey konnte sich nicht wie gewohnt in Szene setzen. Auch nach dem Seitenwechsel trat die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt äußerst selbstbewusst auf. Offenbar beflügelt vom 2:1 auf Schalke drei Tage zuvor und unterstützt von 3000 Fans agierten die Gäste bei Eiseskälte zunächst weiter souverän. Bayer, das diese Saison in der Liga zu Hause bisher nur gegen Bayern verloren hat, erhöhte aber den Druck und ließ sich nicht mehr den Schneid abkaufen. Brandt legte dann mit einem Sonntagschuss den Hebel um, ehe Bellarabi in der Verlängerung mit seiner ersten Ballberührung und Havertz für den historischen Sieg sorgten. sid