Pyeongchang – Der Kampf gegen die Zeit beginnt für die deutschen Wintersportler vor den ersten Olympia-Wettbewerben. Die Acht-Stunden-Zeitverschiebung nach Osten verlangt den Körpern der Athleten in Pyeongchang einiges ab. Zumal die Wettkämpfe in Südkorea teils erst am späteren Abend starten, für einige Sportarten ist dies völlig ungewohnt. Wie also reagieren, um das maximale Leistungsniveau zu erreichen und dennoch nicht frühzeitig anreisen zu müssen?
In Zusammenarbeit mit der Sportmedizin entschloss sich der Deutsche Skiverband (DSV), für Biathleten, Skispringer und Kombinierer keine komplette Anpassung an die geänderte Zeitzone zu vollziehen. Man reise kurzfristig an vor den ersten Wettbewerben, sagt die Sportdirektorin Nordisch, Karin Orgeldinger. „Es geht darum, ein paar Stunden rauszuschlagen“, erläutert Orgeldinger. Das soll mit einem geänderten Schlafrhythmus und Taglichtlampen passieren.
„Die Athleten werden abends deutlich länger wach bleiben, bis etwa zwei Uhr“, sagt Jan Wüstenfeld, Mannschaftsarzt der Biathleten. Dabei soll das Schlafen nicht einfach nur hinausgezögert, sondern der Biorhythmus nur partiell an den anderen Tages- und Nachtrhythmus angepasst werden. Morgens wird bis gegen zehn Uhr geschlafen. Dazu werden die Zimmer entsprechend verdunkelt. „Mit diesen Maßnahmen können wir zwei bis drei Stunden schinden, so dass der Körper gefühlt eine Aufstehzeit von fünf Uhr empfindet“, sagt Wüstenfeld.
Großen Anteil daran, dass die Sportler es leichter haben, hat Karlheinz Waibel. Der Sportwissenschaftler arbeitet im DSV als Bundestrainer Wissenschaft und Technologie. „Wir können mit biologischem Licht einer bestimmten Wellenlänge die Zeitumstellung beschleunigen“, erklärt Waibel. Diese Lampen und Brillen wurden mit einem deutschen Leuchtmittelhersteller entwickelt und sind seit drei Jahren besonders bei den Alpinen im Einsatz.
Die Olympia-Athleten mussten vier Tage vor Abreise beginnen, damit zu arbeiten. „In Korea sind wir acht Stunden voraus, das heißt, dass wir möglichst in der Früh sehr viel und sehr helles Licht brauchen“, sagt Kombinierer-Bundestrainer Hermann Weinbuch. Es gäbe verschiedene Farbtöne. Das blaue Licht rege am meisten an.
Wichtig sei auch das Schlafverhalten während des Fluges. „Da haben wir die Brillen, die das gedämpfte Licht haben, oder eben das anregende“, erzählt Weinbuch. In Südkorea kommen dann die Taglichtlampen wieder zur Anwendung.
All diese Maßnahmen sind nur für die ersten Wettkämpfe erforderlich, danach haben alle Zeit bis zur vollständigen Anpassung. „Ich versuche, es locker zu nehmen und nicht stundenlang zwanghaft wach zu bleiben oder anders rum“, sagt Laura Dahlmeier. dpa